Preiswürdiges Mini-Orchester

Am Gymnasium Hochdahl geht es nicht nur um Musik, sondern auch um Sozialkompetenz.

Hochdahl. Schon aus einiger Entfernung sind die Streicher zu hören. Aus der Aula des Gymnasiums Hochdahl erklingt eine Melodie. Einen Augenblick später verwandelt sie sich in Gesang ungewohnter Laute. „Do, Sol, Mi, Fa“, singt Alexander Nitsche. Der Musiklehrer steht vor seinem kleinen Streichorchester und übt mit den Sechstklässlern Solmisation.

Für Außenstehende klingt das komisch, für die jungen Musiker ist das Routine. Konzentriert begleiten sie den Lehrer. Den Blick dabei stets auf ihn und die Noten gerichtet. Erst als sich Nitsche versingt, löst sich die Spannung und weicht Gelächter.

Seit 2007 gibt es bereits das Projekt „Musik bildet“ am Gymnasium Hochdahl. Beim WZ-Schulpreis konnte das Schülerorchester den ersten Platz belegen. In Kooperation mit der Jugendmusikschule bietet die Schule jedem Fünftklässler die Möglichkeit, ein Blas- oder Streichinstrument zu lernen und bis zum Ende der sechsten Klasse im Orchester zu spielen. „Wichtig ist, dass sie mit dem Instrument neu einsteigen, also bei Null anfangen“, sagt Susanne Rosenstock, Violinenlehrerin an der Musikschule und neben Alexander Nitsche für das Streichorchester zuständig.

Das Projekt soll den Horizont erweitern, das Musizieren in der großen Gruppe die Teamfähigkeit schulen. Bei einem „Schnuppertag“ zu Beginn des Schuljahres können die künftigen Fünftklässer verschiedene Instrumente ausprobieren und dann ihre Wünsche äußern.

Leonie hat sich für die Violine entschieden. „Die klingt einfach schön“, sagt die Zwölfjährige. Mitschülerin Hanna berichtet, dass sie neben dem Cello noch drei weitere Instrumente spielt. Jeremy (11) nennt bei seiner Entscheidung für die Geige eher praktische Gründe: „Ich habe aus den Blasinstrumenten keinen Ton herausbekommen. Da stand für mich fest, dass ich ein Streichinstrument lernen will.“

Während in der Aula bei den Streichern nun Pause ist, spielen sich nebenan in der Mensa die Bläser warm. Es geht die Tonleiter rauf und wieder runter. „Aufwärts klappt ja schon super“, kommentiert Instrumentallehrer Wolfgang Wurth mit ruhiger Stimme. „Abwärts müsst ihr aber zu Hause noch ein bisschen besser üben.“ Wurth kennt die anfänglichen Schwierigkeiten seiner Schützlinge genau. Trotzdem betont er die enormen Fortschritte. „Das machen die Schüler sensationell gut — wenn man bedenkt, dass sie nicht mal seit einem Jahr spielen.“

Und auch wenn die Quote derer, die nach der sechsten Klasse bei ihrem Instrument bleiben eher gering sei, haben die Schüler, die zwei Jahre im Orchester gespielt haben, in vielerlei Hinsicht einen Vorsprung gegenüber ihren Klassenkameraden, so Susanne Rosenstock: „ Qualifikationen wie Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein werden durch das gemeinsame Musizieren nachweislich geschult.“

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