Holland: Mehr Abstand zur Pipeline

Unfallgefahr: Für Leitungen im Nachbarland gelten schärfere Standards.

Düsseldorf. Der Gas-Unfall in Mönchengladbach mit 107 Verletzten hat die Diskussion über die Sicherheit bei der geplanten Kohlenmonoxid-Pipeline von Dormagen nach Krefeld erneut aufflammen lassen. Dabei rücken auch die Sicherheitsmaßnahmen bei der bereits bestehenden CO-Pipeline in den Niederlanden erneut in den Fokus. Die Firma Air Liquide betreibt seit 1999 eine insgesamt 30 Kilometer lange CO-Leitung von Bergen op Zoom in den Niederlanden nach Antwerpen in Belgien.

"Würden bei uns die selben Sicherheitsvorschriften angewendet wie für die Pipeline in Holland, könnte die Pipeline gar nicht gebaut werden", sagt Dieter Donner, Sprecher der Pipeline-Gegner.

Dabei sind die rein technischen Unterschiede zwischen beiden Projekten gar nicht groß: Die Qualität des Stahls bei den Rohrleitungen und die der verwendeten Technik sind ebenso gut wie in Deutschland. Auch die Messeinrichtungen und die Techniken zur Leck-Erkennung und zur unmittelbaren Gefahrenabwehr sind - auch wegen internationaler Standards - nahezu identisch.

Der wesentliche Unterschied zwischen der deutschen und der niederländischen Pipeline ist das zugrunde gelegte Sicherheitskonzept: Während die Trasse von Dormagen nach Krefeld in einem Fall bis auf drei Meter an der Garage eines Anlieger-Hauses vorbeiführt und an anderen Stellen einen Abstand von nur sechs bis zehn Metern zu Schulen und Kindergärten hat, gelten für die niederländische Pipeline wesentlich weitere Sicherheitsabstände: Der Sicherheitsabstand der Trasse bis zu bebautem Wohngebiet beträgt mindestens 55 Meter. Bei besonderen Bebauungen wie Kindergärten Schulen oder Altersheimen muss der Sicherheitsabstand sogar mindestens 175 Meter betragen.

Dieser weite räumliche Abstand zur nächsten Wohnbebauung ist nicht nur ein möglicher lebenswichtiger Puffer im Fall von ausströmendem Gas infolge eines Lecks, sondern soll vor allem verhindern, dass es überhaupt zu einem Leck in der Pipeline kommen kann. "75 Prozent aller Unfälle bei Pipelines geschehen durch unbeabsichtigte Fremdeinwirkung", wissen Experten - der überwiegende Teil davon durch Bauarbeiten. Solche Bauarbeiten indes finden fast ausschließlich in unmittelbarer Nähe von Wohnbebauung statt, weil dort Versorgungsleitungen liegen oder weil dort neue Wohnbebauung entstehen soll.

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