Erinnerungen an die Groß-Demo

3000 Wülfrather gingen 1974 für ihre Stadt auf die Straße. Unter ihnen Axel Neubauer, der auf diesen Tag zurückblickt.

Wülfrath. Bei der Gebietsreform 1974/75 stand die Selbständigkeit der Stadt Wülfrath auf dem Spiel. Dank des Einsatzes vieler Wülfrather konnte sie erhalten werden, allerdings verlor die Stadt Dornap an Wuppertal und die Obere Flandersbach an Velbert. Axel Neubauer, damals Vorsitzender des Bürgervereins Düssel, organisierte den Kampf um den Erhalt der Stadt mit. Er erinnert an die aufregende Zeit vor 40 Jahren:

„Als der damalige NRW-Innenminister Willy Weyer (FDP) im Dezember 1973 verkündete, dass kleine Gemeinden zu anderen Städten eingemeindet werden sollten, haben sich die fünf Wülfrather Bürgervereine Wülfrath-Stadt, Düssel, Flandersbach, Obere Flandersbach und Rützkausen zu einer Interessengemeinschaft Wülfrather Bürgervereine zusammen geschlossen. Einstimmig wurde ich zum Vorsitzenden der Interessengemeinschaft gewählt.

Wir gingen sofort daran, eine große Demonstration durch Wülfrath mit Ziel Wülfrather Rathaus im Januar 1974 zu organisieren. Wir meldeten diese Demonstration bei der Polizei in Wülfrath an. Weil diese aber nicht genügend Personal hatte, mussten wir Ordnungshelfer selbst stellen. Mit Bürgermeister Helmut Kuhnert vereinbarte ich, dass ich von dem Balkon des Rathauses zu den Demonstranten sprechen konnte und verpflichtete eine Blaskapelle aus Erkrath zur Anführung der Demonstration. Diese kostet die Interessengemeinschaft 750 DM. Die gesamte Aktion wurde von Rundfunk und Fernsehen direkt übertragen. Die Lautsprecheranlage wurde von dem Geschäft Funk und Fernsehen Bast kostenlos zur Verfügung gestellt.

Im Rathaus erwartete ich den Demonstrationszug mit der voran marschierenden Blaskapelle. Etwa 3000 Demonstranten waren mit Transparenten aufmarschiert. Auf dem Rathaus-Balkon begrüßte ich die Demonstranten, verfolgt von Mikrofonen und Kameras. Nach mir sprach Bürgermeister Kuhnert. Ich wartete auf den von mir eingeladenen Initiator der „Aktion Bürgerwille”, den Textilunternehmer Steilmann aus Wattenscheid. Dieser traf auch ein und sprach zu den Demonstranten. Anschließend sagte ich, dass die Wülfrather Bürgervereine der „Aktion Bürgerwille” beitreten. Jubel brach aus. Dann erklärte ich die Aktion für beendet.

Die Interessengemeinschaft der Wülfrather Bürgervereine ging nun daran, Wahlbenachrichtigungen für den Volksentscheid einzutüten und zu versenden. Die Wahl fand dann in den Osterferien 1974 statt, was sich für diese Aktion sehr negativ ausgewirkt hatte. War das vom NRW-Innenminister so gewollt? Obwohl die Wülfrather Parteien, darunter der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Claus Flachsenberg, sich für einen Zusammenschluss mit Mettmann aussprachen, behielt Wülfrath mit einigen Abstrichen seine Selbständigkeit. Ich nehme an, dass diese Aktion der Wülfrather Bürgervereine einen wesentlichen Teil dazu beigetragen hat.“ Red

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