WZ TV: Ein Nashorn zum Knutschen

Der Zoo hat einen neuen Star – und der drehte gestern seine ersten Runden im Außengehege.

Krefeld. Als der Pfleger zwei Äpfel ins Außengehege der Spitzmaulnashörner wirft, um die frisch gebackene Mama nach draußen zu locken, halten alle Besucher den Atem an. Auf einmal ist es ganz still. Nane kann der fruchtigen Verlockung nicht widerstehen und schreitet bedächtig nach draußen.

Dicht hinter ihr macht das gerade mal kniehohe Nashörnchen seine ersten Schritte im Freien - und schlagartig geht ein beglücktes und verzücktes Raunen durch die Menge. Ein bisschen wackelig ist es noch auf den Beinen, doch es beginnt sofort neugierig und leicht tapsig mit der Erkundung seines Zuhauses. Die 19-jährige Nane, die jetzt zum dritten Mal binnen von vier Jahren Mutter geworden ist, ist die Ruhe selbst. Der Trubel lässt sie völlig kalt.

Der Krefelder Zoo hat seit Sonntagabend einen neuen Star: ein Nashorn-Baby zum Knutschen. Gestern war das 30 Kilogramm schwere Jungtier, das viel dunkler als seine Eltern ist, erstmals für die Besucher zu sehen.

Und jetzt ist auch definitiv klar: Es ist ein Mädchen, das erste, das je in Nordrhein-Westfalen geboren wurde. Um das herauszufinden, musste niemand zu Mutter und Jungtier ins Gehege. "Das würde die Bindung zwischen den beiden nur empfindlich stören", sagt Zootierarzt Martin Straube. "Und von den beiden Männchen vorher wissen wir: Der Penis ist groß und ausgeprägt, den kann man nicht übersehen." Erst später wird das Jungtier gegen Pocken geimpft.

Sehr glücklich ist Zoodirektor Wolfgang Dreßen über den großen Nachzuchterfolg. "Alle zwei Jahre ein Jungtier, das ist in Deutschland wirklich einzigartig", schwärmt er. "Und das haben wir hauptsächlich Nane zu verdanken. Sie ist seit ihrem ersten Baby eine tolle, gelassene Mutter. Vorher tat sie sehr erfahren und jetzt kann man sagen, dass sie auch wirklich erfahren ist." Nanes Mutter Mzima, die in Berlin zirka alle vier Jahre Nachwuchs bekam, galt schon als Sensation. "Doch das toppt alle unsere Erwartungen."

Nicht zu vergessen ist: Auch Vater Usoni, der mit der Erziehung nichts am Hut hat, trägt selbstredend einen erheblichen Teil zum Nachzuchterfolg bei. "Die Chemie zwischen den beiden Spitzmaulnashörnern stimmt einfach", sagt der Zootierarzt. "Und es ist natürlich toll, dass unser Zoo zum Erhalt dieser stark bedrohten Tierart einen wichtigen Teil beitragen kann." Die ersten nachgezüchteten Spitzmaulnashörner wurden bereits ausgewildert. "Da fast ihr gesamtes Verhalten angeboren ist, klappt das sehr gut." Trotzdem ist es wichtig, dass das Jungtier früh seine Umgebung erkundet. "Die Reize in den ersten Lebensmonaten sind prägend", erklärt Straube. "Sie erweitern den Horizont."

Gespannt ist er, welchen Charakter das Nashörnchen entwickeln wird. "Der gelassene Thabo hat seine Mutter am Ende ganz schön genervt. Er hat ihr immer wieder in den Schwanz gebissen, bis er blutig war. Ich hoffe, dass diese Macke nicht in der Familie liegt."

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