Wieder Leben im alten Horten-Haus

Junge Künstler und mehr als 50 Berufsschüler haben die Schaufenster des früheren Warenhauses spannend gestaltet.

Krefeld. Plötzlich herrscht wieder Leben im Horten-Haus am Ostwall. Ein Jahr und einen Monat nach der Schließung werden 25 Schaufensterpuppen angezogen, die Auslagen hinter den 14 Fenstern mit 500 Metern Stoff dekoriert und in Szene gesetzt. Durch die Leere des Erdgeschosses hallen Rufe — von knapp 70 Schülern, Lehrern und Künstlern, die am Anfang ihres Schaffens stehen.

Die Fotografin Nini Martini alias Nina Sasserath und ihr Mann kleben ein paar tausend Postkarten auf Stellwände, bis die Finger steif sind. Motiv der Karte: Vera-Beckers-Schülerin Maren Mören in ihrem selbstentworfenen Postkarten-Kleid.

Schönen Gruß aus Krefeld. Künstler, Schüler und die beiden Pädagogen vom Berufskolleg Glockenspitz müssen sich sputen — denn das 41 Jahre alte Gebäude ist für das Projekt „Krefelder Kontraste“ nur diesen einen Tag geöffnet.

Dafür hat die Berliner Verwaltungsfirma des Eigentümers (Apollo Rida, Warschau, hat bundesweit zwölf leerstehende Kaufhof-Häuser im Besitz) den Strom eingeschaltet und die Schaufenster von Profis putzen lassen.

Christiane Gabbert, Leiterin des Krefelder Stadtmarketings, hat auch in diesem Fall den Kontakt zu den Immobilienverwaltern hergestellt. Ihr Ziel: „Noch viel mehr leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt mit Leben füllen“. Aber nicht alle der in „Pusemuckel und sonstwo“ lebenden Hauseigentümer würden auf ihre Verschönerungsvorschläge auch antworten.

Die Idee, das Horten-Haus in den Fokus zu rücken, stammt von Simone Roemer, Studienrätin, Bezirksvertreterin und Vorsitzende der der CDU Mitte. Dass vom ersten Vorstoß bis zur Realisierung ein Jahr verging, ist für Krefeld normal.

„Die Organisation selbst lief ausschließlich über das Netzwerk Facebook“, erläutert Simone Roemer am Freitag beim Presserundgang um die Schaufenster, und das ging flott“. Die 40-Jährige hat beim Aufbau selbst Hand angelegt.

Der Fotograf Daniel Neumann inszeniert an der St.-Anton-Straße das Thema „Glamrock“. Holzbuchstaben werden zu schillernden Objekten, flankiert von Kreationen des Berufskollegs Vera Beckers. Auch Martin Scott und Sara Manunza nutzen die Abschlussarbeiten der bekleidungstechnischen Assistenten von Vera Beckers.

Motto: „Ich zog aus zum Anziehen — die Seidenstadt zieht an“. Melanie Dahmen peppt Denkmäler und Wahrzeichen der Stadt in Pop Art auf. Zwischen Objekten schwarze Krähen und Fotos aus Krefeld: Die vergammelnde Industrielandschaft am Rhein ist ebenso vertreten wie der Zoo oder architektonische Kleinode.

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