Wie ein kleiner Tornado: Junger Breakdancer macht Karriere

Mit seinen 15 Jahren hat Can Berdermann schon viele Preise gewonnen. Er will seine Leidenschaft unbedingt zum Beruf machen.

Wie ein kleiner Tornado: Junger Breakdancer macht Karriere
Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Im Gespräch ist Can Berdermann ruhig und sachlich, auf dem Tanzparkett lässt er seiner Energie freien Lauf. Dort macht der 15-Jährige artistische Figuren wie den Munchmill oder den Headspin, für ein WZ-Foto auch mal den einfacheren Baby Freeze. Can Berdermann ist Breakdancer. Das hat er schon in seiner Kindheit so entschieden.

„Can hat mir sehr früh klar gemacht, dass er sein eigenes Ding durchziehen will“, erzählt seine Mutter Mine Berdermann. Seitdem Can drei Jahre alt war, hat die Tanzlehrerin ihn mit zu ihren Kinder-Tanzgruppen genommen. „Für mich als junge Mutter war das ideal“, sagt die heute 38-Jährige. Mit vier Jahren wollte er seine eigenen Choreographien gestalten, mit fünf hatte er seinen ersten Auftritt bei der Straßenmodenschau.

Dass Can schon früh seinen ganz eigenen Kopf hatte, zeigte er auch, als er in engen Hosen und schicken Schuhen lateinamerikanische Tänze ausprobierte. „Ich weiß noch genau, wie Can gesagt hat: ,Ich will auch so cool aussehen wie die anderen’“, erzählt Mine Berdermann. Die „anderen“ waren natürlich lässige Breakdancer.

Also bekam Can professionelles Breakdance-Training und sah beim Tanzen nicht nur lässiger aus, sondern konnte auch schnell Erfolge feiern. Mit acht Jahren gewann er seine erste Meisterschaft. Heute stapeln sich die Pokale in seinem Zimmer und in der Tanzschule. 2012 gewann er in der Kategorie der Zwölf- bis 15-Jährigen eine WM in Bochum und wurde mit seiner fünfköpfigen Crew Zweiter. „Vor großen Meisterschaften bin ich immer noch nervös, aber man muss sich auf seine Stärken konzentrieren“, sagt der 15-Jährige.

Trainiert wird viermal die Woche mit „seinen Jungs“ in der Tanzschule der Mutter — vor Meisterschaften auch mal sieben Tage die Woche. Dort entstehen die neuen Choreographien der jungen Tänzer. „Jeder von meinen Jungs hat seine eigenen Stärken. Der eine kann am besten aus dem Stand einen Salto machen, der andere kann den Headspin — das Drehen auf dem Kopf — besser“, sagt Can. Sein eigener Lieblingsmove ist der Munchmill. „Den kann auch auf Meisterschaften nicht jeder.“ Dabei dreht er sich wie ein kleiner Tornado immer wieder auf den Schulterblättern im Kreis.

Auch musikalisch überlässt Can nichts dem Zufall. „Die Musik für unsere Auftritte mixe ich selber zusammen“, sagt er. Heute gibt er seine Erfahrungen auch weiter. Seinen sechs bis elf Jahre alten Schülern will er vor allem eines vermitteln: „Es ist im Breakdance wichtig, dass man Schrittfolgen hat, die sonst kein anderer macht.“

Neben Breakdance hat Can auch den Hip-Hop-Tanz für sich entdeckt. „Beim Breakdance kommt es mehr auf die artistischen Figuren an. Beim Hip-Hop geht man noch mehr auf die Musik ein.“ Auch das kann Can Berdermann. Im Januar belegte das Naturtalent in der Kategorie Hip-Hop, wo er sich noch „alles erarbeiten muss“, den zweiten Platz bei den „Dutch Open“.

Mit seinem 15. Geburtstag ist er gerade in eine höhere Altersklasse aufgestiegen und kann sich nun mit den Besten der Welt messen. Schon jetzt macht der Gymnasiast sich Gedanken über seine berufliche Zukunft. Eins steht fest: Can will sich später mit seiner Leidenschaft seinen Lebensunterhalt verdienen.

Dabei ist er mittlerweile auch offen gegenüber Tanzformen, die nicht so „cool“ sind. „Ich will Tanz studieren und danach Workshops geben oder bei Musicals tanzen.“ Kein Wunder: Wenn man Can fragt, was ihm sein Hobby bedeutet, muss er nur kurz überlegen: „Tanzen ist mein Leben.“

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