Vom Aschenplatz aufs Rennrad

Die gelbe Filzkugel war fünf Tennisspielern nicht genug. Jetzt legen sie pro Jahr noch 3000 Kilometer auf dem Rad zurück.

Krefeld. Das Foto täuscht. Die fünf abgebildeten Männer haben keine neue Sportart entwickelt. Sie brauchen keine Rennräder um der gelben Filzkugel auf der roten Asche nachzujagen.

Im Gegenteil: Die Tennis spielenden Rennradfahrer sind fit bis in die Haarspitzen. Eine Sportart wäre ihnen zu wenig. Tennisspielen, Rennradfahren und zur Abwechslung ein wenig Golfen, Segeln, Marathonlaufen und im Winter beim Spinning schwitzen, gehört bei den Herren zur Freizeitgestaltung. Wenn die Sportarten im Frühjahr miteinander kollidieren, heißt es Prioritäten setzen.

Eigentlich sind es "glorreiche Sechs", die sich vor rund 15 Jahren im Stadtwald beim damaligen Tennisverein 03 gesucht und in einer Mannschaft gefunden haben, die auf dem Foto nicht komplett ist.

Neben Käpt’n Hans van der Garde sind dies Jürgen Steffens, Wolfgang Jötten, Andreas Franke, Stefan Weber und Peter Schmitt. "Wir haben in der Altersklasse Herren 35 angefangen und spielen nun Herren 40", erklärt Stefan Weber, der Journalist. Das sagt genug, denn das Alter der sportbegeisterten Männer liegt zwischen 50 und 65 Jahren.

"Irgendwann hat Andreas uns das Rennradfahren schmackhaft gemacht", erzählt Jürgen Steffens, der Direktor des Berufskollegs Uerdingen. "Mit unserer Fahrradtruppe nehmen wir nun an Radtourfahrten teil. Zwischen 70 und 150 Kilometer geht’s den Niederrhein ’rauf und ’runter."

Nur wenn die Tennis-Medenspiele im Frühjahr stattfinden, bleiben die Räder in der Garage. "Nach einem ,Drei-Stunden-Ausritt’ haben wir am nächsten Tag doch ein wenig müde Beine..."

Sie fahren Räder der Marken Pinarello oder Look. "Für uns sind die Rennmaschinen wie Edelautos von Ferrari", weiß Hans van der Garde, der gebürtige Niederländer, der im echten Leben Verkaufsleiter ist. "Fachsimpeln gehört für uns ebenso dazu wie die Pflege der Gefährte mit Lappen und Zahnbürste auf dem Balkon."

Kleinere Pannen beheben sie auf den Touren selbst. "Einen Schlauch und das Handy haben wir immer dabei. 2000 bis 3000 Kilometer schaffen wir im Jahr. Es ist für uns der beste Ausgleich zum Beruf." Dass die verloren gegangenen Kalorien stets in flüssiger Form, sprich: einem guten Weizenbier, aufgefüllt werden, versteht sich von selbst.

Wenn die Tour de France stattfindet, werden die Männer erst richtig aktiv und sind sich auch für einen Gag nicht zu schade. "Wenn der Start der Fahrerfeldes in der Nähe liegt, beispielsweise in Freiburg, Straßburg oder Luxemburg, sind wir dabei", sagt Rechtsanwalt Wolfgang Jötten und lächelt: "Wir bilden dann den Pro-Prolog und fahren die Strecke zwei Stunden vor dem Peloton ab, unter dem Beifall der Zuschauer und mit breiter Brust." Es sei schon beeindruckend, wenn die Profis wenig später vorbeirauschten, ergänzt die eingeschworene Truppe.

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