Uraufführung: Gestalten auf dem Dach des Südbahnhofs

Tänzer und Zuschauer bewegen sich haarscharf neben der Wirklichkeit.

Krefeld. Ganz hinten bewegen sich sacht drei weiß gekleidete Gestalten zwischen schlanken Bäumen in der Dunkelheit, vorne spielt eine Flöte. Das sind die Zutaten zu einer Tanzperformance auf dem Dach des Südbahnhofs.

Auch die Bewegung der Zuschauer gehört zur Inszenierung: Wer etwas sehen will, trottet mit den anderen erst hinauf auf den alten Bahnsteig, dann hinunter in den Heizungskeller, weiter in einen kleinen Bühnensaal und schließlich in das große Entree.

In allen Räumen treten die Tänzer Sabine Seume und Andreas Simon auf. Sie werden begleitet von Anja Lautermann an der Flöte und Thilo Schölpens Klangobjekten. Bei mancher Szene ergänzt Susanne Weins mit ihrer Stimme. "2 Grad neben der Wirklichkeit" haben die Künstler ihre Uraufführung genannt, in der sie skurrile, bizarre und manchmal märchenhafte Bilder schaffen. Durch die Räume und die gemeinsame Bewegung der Zuschauer werden die Szenen miteinander verbunden.

Eine große Rolle spielt bei der ganzen Performance die Überraschung: Wer hat je die Bäume oben auf dem Dach gesehen, die manchmal vom Licht vorbeifahrender Züge erhellt werden? Wer hat die beinahe artistische Bewegung durch ein Feld mit hunderten gespannter Mausefallen gesehen? Wobei nur drei- oder viermal ein Klacken zu hören ist. Und wer hat gesehen, wie sich eine weiße Schleppe zu einem riesigen Kokon aufbläht, in dem sich die drei Künstler wie in Schattenrissen bewegen?

Für die schräge Mischung aus Tanz und Klang gab es am Ende sehr viel Applaus.

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