St. Dionysius: Viel älter als ihr berühmter Turm

Das Gotteshaus St. Dionysius hat eine bewegte Geschichte. Doch der Bau des neugotischen Turms begann erst im Jahr 1894.

Krefeld. Die Geschichte der katholischen Dionysiuskirche ist auf seltsame Weise mit jener der evangelischen Alten Kirche verknüpft. Eine Dionysiuskirche in Krefeld wird in Urkunden bereits für das Jahr 1166 erwähnt. Um 1472 erhielt sie einen neuen Turm. Doch es handelte sich dabei um das Gotteshaus, das heute als Alte Kirche bekannt ist. In der Reformationszeit ging diese Kirche in den Besitz der Protestanten über.

Eine katholische Dionysiuskirche gab es erst wieder im Zuge der Stadterweiterungen von Krefeld. Der Grundstein für das Gebäude, das die Rheinstraße beschließt, wurde am 9. August 1754 gelegt. Aber auch dies ist nicht die Kirche, die heute jeder Krefelder kennt. Denn sie wurde nach 1840 mehrfach erweitert und erhielt erst ab 1894 den für sie charakteristischen Turm.

Bei diesen Umbauten kommt der berühmte Kirchen-Baumeister Heinrich Johann Freyse ins Spiel. Er kam um 1838 nach Krefeld und hat im Stadtbild und im Umland viele Spuren hinterlassen, nicht zuletzt als Architekt oder Bauleiter von Kirchen.

1839 begann er mit der Planung für den Neubau der Alten Kirche unter Beibehaltung des alten Kirchturms, ein Jahr später wurden die Pläne genehmigt. Am 28. April 1842 war die Einweihung. Unterdessen übernahm Freyse 1840 auch die Bauleitung für den Umbau der Dionysiuskirche nach Plänen des Architekten Ernst-Friedrich Zwirner. Ein Teil des bestehenden Gebäudes wurde abgerissen, damit die Grundfläche durch An- und Umbauten verdoppelt werden konnte.

Wie bei der Alten Kirche blieb der vorhandene Turm vorerst stehen. Am 21. Oktober 1840 waren die Abbrucharbeiten abgeschlossen, und man legte den Grundstein zu dem Erweiterungsbau, der sich im Wesentlichen auf den Westteil der Kirche auswirkte. In diesem Teil, sehr untypisch, befindet sich auch der Altarraum. Normalerweise ist der Altarraum nach Osten ausgerichtet, damit morgens das Licht durch die Chorfenster in den Innenraum fällt. Der Wiederaufbau dauerte etwas mehr als drei Jahre und kostete 48 000 Taler.

Nach der Fertigstellung der Kirche äußerte sich Freyse über die Bauarbeiten: "Dieser Bau, welcher wegen der großen Säulenweite der mittleren Colonnade, des Abbruchs eines Theils der alten Kirche, und der Verbindung der alten und neuen Bauten wegen von Technikern als ein sehr gewagtes Unternehmen bezeichnet wurde, ist vollkommen gelungen ausgeführt, und es hat sich beim Bau nicht das mindeste Unglück ereignet."

Dies ist vor allem bemerkenswert, da es scheint, dass die Kirche trotz der Bauarbeiten die meiste Zeit benutzt worden ist. Am 7. Dezember 1843, war die feierliche Einweihung der neuen Dionysiuskirche. Ihre Konsekration fand gar erst am 27. August 1844 durch Bischof Geissel statt.

Der Turm, der heute noch das Bild der Rheinstraße prägt, entstand wesentlich später. Erst 1894 wurde der alte barocke Turm abgebrochen und durch den erheblich höheren neugotischen ersetzt. Das Langhaus wurde 1908 bis 1910 überarbeitet. Es erhielt eine neue Außenfassade, mehrere neue Kapellen und eine Sakristei.

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