Spenden beim Shoppen bei der bundesweiten Aktion „Deutschland rundet auf“

Die bundesweite Aktion „Deutschland rundet auf“ läuft in Krefeld nur schleppend an. Viele Kunden wissen nichts davon.

Krefeld. Jasmin Nottelmann hat gerade einen Cent für einen wohltätigen Zweck gespendet. Dass der Betrag so bescheiden ist, hat nichts mit mangelnder Großzügigkeit oder eingeschränkter Finanzkraft zu tun, sondern ist der Aktion geschuldet, an der sich Nottelmann mit ihrer Spende beteiligt hat: Nottelmann hat bei „Deutschland rundet auf“ mitgemacht.

Bei dieser bundesweiten Aktion können Kunden der teilnehmenden Geschäfte beim Bezahlen an der Kasse sagen: „Aufrunden bitte!“ Dann werden auf den Kaufpreis des jeweiligen Produkts maximal zehn Cent aufgeschlagen. Dieser Betrag fließt ohne Abzüge an die Stiftung „Deutschland rundet auf“. Die Organisation fördert mit dem Geld dann ein gemeinnütziges Projekt.

In Krefeld machen etwa 30 Geschäfte bei der Aktion mit. Nottelmann hat ihren Cent bei Depot gespendet: Ich hab’ Kerzen gekauft. Die haben 1,99 gekostet, aufgerundet wurde also auf zwei Euro.“

Jetzt sitzt Nottelmann bei Douglas auf einem Stuhl, gleich wird sie Tagescreme und Bodylotion kaufen: „Selbstverständlich werde ich dann auch wieder aufrunden.“ Für Carmen Houben, stellvertretende Filialleiterin, ist das hingegen überhaupt nicht selbstverständlich: „Es läuft gar nicht gut.“ Sie selbst kann sich nicht an Kundinnen erinnern, die aufgerundet haben und eine spontane Umfrage unter ihren Kolleginnen liefert ähnliche Ergebnisse: „Niemand“, „Keiner“.

Houben glaubt allerdings nicht, dass das dem Unwillen ihrer Kundinnen geschuldet ist, vielmehr sei es deren Unwissenheit: „Die meisten kennen die Aktion einfach nicht.“ Die Gründe dafür sind offensichtlich, offensichtlich unsichtbar — es gibt nur wenig Werbung für „Deutschland rundet auf“. Außerdem werden die Kassiererinnen der teilnehmenden Geschäfte ausdrücklich angewiesen, die Kunden nicht auf die Aktion hinzuweisen.

Bei Sinn Leffers etwa deuten lediglich vier kleine Aufkleber an den Eingangstüren und jeweils ein Stapel Flyer an den Kassen auf die Aktion hin. Und Kassiererin Marianne von Reckowski darf beim Bezahlen keinesfalls fragen, ob die Kunden vielleicht aufrunden möchten. Dafür hat sie sogar Verständnis, schließlich wolle man niemanden „moralisch unter Druck setzen“. Die Werbung aber, könnte ihrer Ansicht nach durchaus etwas deutlicher sein: „Ein bisschen größer müssten die Schilder schon sein. Sonst wird das nix. Ich hatte bisher erst drei Leute.“

Auch Anna Chytrowski, Verkäuferin bei Görtz, plädiert für mehr Werbung. Sie kann sich nur an fünf Kunden erinnern, die beim Schuhkauf aufgerundet haben. Und anders als ihre Kollegin bei Sinn Leffers hätte sie kein Problem damit, die Kunden beim Bezahlen auf die Aktion hinzuweisen: „Ich fände das okay.“

Trotz dieser eher durchwachsenen Statusmeldungen von der Spendenfront zieht Christian Vater, Gründer und Geschäftsführer von „Deutschland rundet auf“, eine positive Bilanz. Stolz verweist er darauf, dass allein im März bundesweit über zwei Millionen Mal aufgerundet worden sei und mehr als 95 000 Euro zusammengekommen seien. Er räumt aber auch ein, dass die Werbung etwas präsenter sein könnte: „Wir sind mit unseren Handelspartnern in der Abstimmung, wie die Sichtbarkeit verstärkt werden kann.“

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