Schreiner Willi Henskes webt ohne einen roten Faden

Der Krefelder baut seit fast 20 Jahren Miniwebstühle aus dem 17. Jahrhundert nach. Die Modelle verkauft er europaweit.

Krefeld. Willi Henskes hat ein ruhiges Händchen und den Blick fürs Detail. Genau den braucht der 75-jährige Krefelder auch, um seinem ungewöhnlichen Hobby nachzugehen. Der gelernte Schreiner ist Miniwebstuhlbauer. Er bildet den Hauswebstuhl für Leinen aus dem 17. Jahrhundert im Maßstab 1:10 aus Holz nach.

Die kleinen würfelförmigen Modelle stehen mittlerweile nicht nur im Hause Henskes, sondern auch in vielen Maschinenfabriken weltweit. Der Rentner verkauft die Schmuckstücke nach Finnland, Brasilien, Japan oder Pakistan.

„Die Modelle werden als Geschenk verschickt, wenn ein Chef einer Webstuhl-Produktionsstätte in Rente geht oder ein Unternehmen Jubiläum feiert“, sagt der Miniwebstuhlbauer. Zu seinem größten Kundenstamm gehören Unternehmen im Textilbereich, aber auch Privatkunden „mit Geschmack“ geben Aufträge in Bestellung. Allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda ist Henskes mit seinen Miniwebstühlen bekannt geworden.

Vor 19 Jahren hat der gebürtige Oppumer seine Vorliebe für die Webstühle entdeckt. „Ich war bei Verseidag beschäftigt, und dort stand ein großer Webstuhl aus dem 17. Jahrhundert. Der hat mich begeistert“, sagt Henskes.

Seitdem baut er je nach Auftragslage mehrere Miniwebstühle im Monat. 18 mal 18 mal 18 cm sind die kleinen Webstühle groß. „Je größer die Webstühle sind, umso unattraktiver sind sie für mich“, sagt Henskes. „Gerade die Kleinen sind so faszinierend.“

Der Miniwebstuhl besteht insgesamt aus 445 Einzelteilen. Als Material verwendet Henskes Buchenholz, Birnbaum, Kiefer oder Tanne. Insgesamt sind in dem Modell 88 Fäden, das sind etwa 100 Meter Garn, verarbeitet. Zehn Zentimeter sind auf dem Miniwebstuhl gewebt und bilden ein fertiges weißes Tuch.

„Ich hatte auch mal überlegt, blaues oder rotes Garn zu verwenden, aber ich finde das klassische Weiß am schönsten.“ Bis auf den Holzrahmen, den Korpus, ist alles am Webstuhl beweglich: der sogenannte Schütze mit der Spule, der Kettbaum mit dem Garn und der Spulständer.

Ausgestattet mit Arbeitskittel und Pinzette baut der 75-Jährige mit großer Liebe an den kleinen Modellen. „Ich habe in meinem Keller eine kleine Werkstatt, die Feinheiten mache ich aber gemütlich am Tisch“, sagt Henskes.

Einen Miniwebstuhl verkauft er für 150 Euro, auf Wunsch auch in einem Glaswürfel. Schließlich hat „nicht jeder hat eine Vitrine zu Hause.“

Eine Woche braucht Henskes, um einen solchen Miniwebstuhl zu bauen. Sechs Wochen vorher sollte die Produktion bereits in Auftrag gegeben werden. Wer den Miniwebstuhl an Weihnachten verschenken möchte, sollte sich also beeilen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort