Schiedsmann-Treffen: „Immer auf das Gute hoffen“

Treffen der Schiedsmänner: Der mit 89 Jahren Dienstälteste führte die Kollegen durch Uerdingen.

Krefeld. Heinz-Günter Röder, Vorsitzender der Bezirksvereinigung Krefeld-Moers des Bundes Deutscher Schiedsmänner, ist sich sicher, dass mit dem Uerdinger Karl Engels (89) der älteste deutsche Schiedsmann amtiert. Engels, der das Ehrenamt seit 35 Jahren inne hat, führte seine Kollegen höchst sachkundig und amüsant durch die Rheinstadt. Danach traf man sich zum Gedankenaustausch.

In Krefeld gibt es zehn Schiedsmannsbezirke, die zurzeit nur von Männern besetzt sind. Für die Neubesetzung im Bezirk Lindental sind jedoch zurzeit zwei Frauen und ein Mann „im Rennen“. Schiedspersonen werden von der Verwaltung gesucht und vorgeschlagen, von der Bezirksvertretung gewählt und von dem Amtsgerichtsdirektor ernannt.

Manche Ehrenamtler üben ihr Amt schon mehrere dreijährige Wahlperioden aus. Hans-Walter Weiß, der jetzt als Mediator ausgezeichnete Schiedsmann des Nordbezirks, geht gerade in seine zweite Amtszeit. Der ehemalige Lehrer wohnt auf dem Bönnersdyk und wird so zwischen zwölf bis 15 Mal im Jahr angerufen. „Man muss Geduld haben und immer auf das Gute im Menschen hoffen“ ist seine Aussage.

Die Ehrenamtler tauschen sich einmal jährlich miteinander aus. Alle Berichte sind selbstverständlich streng anonym, doch die Kollegen sind an den Erfahrungen sehr interessiert. Röder wörtlich: „Es gibt eben Dinge im Zusammenleben, die gibt’s eigentlich gar nicht“.

Ein paar Beispiele: Zwei Nachbarn besitzen jeder einen automatischen Rasenmäher. Der eine schafft seinen Rasen damit in 20 Minuten, der Nachbar lässt das Gerät drei Stunden lang laut für die gleiche Fläche laufen. Und was soll der Schiedsmann dazu sagen?

Oder der Schrott- und Lumpensammler fährt durch die stille Anwohnerstraße bis fünf Mal am Tag und stört mit seiner Lautsprecherdurchsage. Auch hier muss ein Schiedsmann überlegen, wie er die Kontrahenten zufrieden stellt. Ein Schiedsmann spricht nicht Recht und kann schon gar kein Urteil fällen. Sein Anliegen ist, dass sich die Streitenden in Ruhe auseinander setzen und ihren Streit begraben.

Kürzlich bekam ein Schiedsmann einen Blumenstrauß von den vorher Streitbaren mit dem Hinweis „Wir sind richtige Freunde geworden“.

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