Prinzengarde: Würdiger Ritter mit handgemachtem Doktortitel

Das „Närrische Steckenpferd“ geht an den Arzt, Theologen und Buchautor Manfred Lütz.

Krefeld. Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg ist weit weg an diesem Abend — und dennoch in aller Munde. ARD-Intendantin Monika Piel, im vergangenen Jahr Trägerin des „Närrischen Steckenpferdes“, lobt im eleganten schwarzen Hosenanzug ihren Nachfolger als „ adelig, beliebt, war da noch was?“ Ach ja, sein Doktortitel sei komplett handgemacht — nicht selbstverständlich in diesen Tagen.

Die Prinzengarde hat für die Wahl des neuen Ritters des „Närrischen Steckenpferdes“, Dr. Manfred Lütz, selbst einen Orden verdient. Der Arzt, Theologe und Schriftsteller mit blauem Blut und einer waschechten Prinzessin als Ehefrau war die Hauptperson im karnevalistisch gestimmten Seidenweberhaus. Rund 1000 jecke Besucher schunkelten zum schwungvollen Programm, das die grün-weiße Gemeinschaft fröhlich servierte.

Der neue Träger des närrischen Steckenpferdes, seines Zeichens Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt des Alexiander-Krankenhauses Köln, hat sein Berufsleben lang darauf hingearbeitet, zum närrischen Krefelder Ritter geschlagen zu werden.

Schon beim Inhalt seines Buches „Lebenslust“, das wider Diät-Sadisten, Gesundheitswahn und Fitness-Kult spreche, gehe doch jedem Karnevalisten das Herz auf, erklärt Laudatorin Piel. „Diese Universal-Absolution zur Karnevalszeit zergeht doch auf der Zunge wie eine Trüffelpraline.“ Mit „Das Leben kann so leicht sein — Lustvoll genießen statt zwanghaft gesund“ zitiert sie einen weiteren Buchtitel und sagt: „Das könnte auch ein Liedtitel der Höhner sein.“

Manfred Lütz, Mitglied des Päpstlichen Rates für die Laien, Mitglied im Direktorium der Päpstlichen Akademie für das Leben und Berater der Vatikanischen Kleruskongregation, kommt im dunkelgrauen Zwirn auf die Bühne.

Er beschwichtigt nett — ganz Psychologe — Prinzengarde-Präsident Rainer Küsters, der sich in seiner Laudatio leicht verhaspelt, und hat die Lacher schon auf seiner Seite. Lütz: „Ich bin froh, in Krefeld zu stehen und nicht in Aachen. Ich bin auch nicht mein Bruder. Ich habe gar keinen Bruder und ich habe auch nicht abgeschrieben.“

Am besten sei es, sein Kind Drusus oder Druzilla zu nennen und den Vornamen gleich mit „Dr.“ abzukürzen. „Dann hat es den ganzen Ärger nicht und kann Minister werden.“

Nun kann die Therapiestunde beginnen. Lütz beschreibt den Irrsinn des Kölner Südens zur Karnevalszeit. „Dann behandeln wir nicht, denn wir fragen uns: ,Wer ist jetzt normal?‘. Aschermittwoch machen wir Überstunden.“ Er ist froh, dass es auch ein Alexiander-Krankenhaus in Krefeld gibt: „Wenn wir verrückt werden wollen, sind wir in guten Händen.“ Das Publikum dankt mit Beifall im Stehen und freut sich aufs nächste Jahr, wenn Lütz der Laudator ist.

Dann hat sich die Prinzengarde ins Zeug gelegt und einen Büttenredner als Überraschungsgast für den Geehrten losgeeist. Es ist Willibert Pauels, „Ne bergische Jung“, Kabarettist, Büttenredner, Diakon und Freund von Lütz: „Wenn ein Rheinländer hier in Krefeld übern Tisch springt ist das normal. In Westfalen wird er stationär behandelt.“

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