Poker - Ein Spiel für kühle Köpfe

Krefelds Kartenfreunde haben ab Samstag eine feste Anlaufstelle für gemeinsame und ausgedehnte Abende.

Krefeld. Die acht Männer am roten Tisch schauen konzentriert auf ihr Blatt - einer hat Schweißperlen auf der Stirn, der andere tippt unentwegt mit den Fingern auf die Tischplatte und ein weiterer schnaubt tief aus.

So oder ähnlich werden ab Samstag die Pokerrunden im Cardclub-Crefeld aussehen. Der neue Verein, der sich gerade in der Gründungsphase befindet, bietet für Freunde von Texas Holdem und Omaha (Poker-Spielarten) auf 500 Quadratmetern acht Tische, Gastronomie und eine Aussenterrasse. "Eine Bibliothek zum Thema, Poker- und Kartengeber-Seminare, aber auch eine eigene Liga sind geplant", verrät Baykal Colakoglu, Vereinsvorsitzender und Ideengeber des Cardclubs-Crefeld.

Dem Verein geht es nicht um das schnelle Geld, sondern um den Vereinssport und die Gemeinschaft. Flächenmäßig ist der neue Club bereits größter Pokerverein in Deutschland, ob das auch zahlenmäßig zutreffen wird, darauf ist Colakoglu gespannt. "Vor der Planung zur Vereinsgründung hatten wir 50 bis 60 Spieler, die sich in den letzten drei Jahren getroffen haben", sagt der Vorsitzende.

Ziel sei es, Plattform und Anlaufstelle für berechnende Köpfe zu sein, denn "auf Mathe kommt es an. Man sieht, welche Karten im Spiel sind und welche verbleiben. Ein gewisses Restrisiko ist nicht auszuschließen". Ein Amateur könne einen Weltmeister schlagen, aber in neun von zehn Spielen werde der Profi gewinnen. Dem passionierten Spieler Colakoglu genügt es, "kein Pech zu haben", Glück wolle er nicht.

Es geht, im Gegensatz zu Online-Plattformen, in der Oelschlägerstraße 61 nicht um Geld. "Wir wollen die sportlichen Leistungen verbessern und den Spaß am Spiel bewahren", betont Colakoglu, der seit 2005 regelmäßig in die Karten schaut. Die Seminare sollen daher auch nicht von beliebigen Spielern sondern von bekannten Poker-Profis gehalten werden.

Das Spiel mit den zwei oder vier Karten auf der Hand bedient nicht mehr das Klischee des Wild-West-Duells, bei dem harte Burschen unter sich sind: "Es wird Frauen-Abende und Business-Tage geben", sagt der Vereinsvorsitzende. Poker ist durch die logische Struktur schnell erlern- und anwendbar. "Da sitzt schonmal die Hausfrau mit einem Steuerberater am Tisch", fügt er hinzu.

"Krefeld soll das Aushängeschild für Poker werden, so wie Wien es für die europäische Spielerschaft ist", beschreibt der Absolvent einer Wirtschaftsschule. Ihn begeistert, dass die Teilnehmer einer Runde viel über sich verraten, sei es durch Kleidung, Gestik oder Mimik. Der "Zocker" der auch Schauspieltalent hat, kann sich glücklich schätzen: ein aufgesetztes Zittern wiegt den Gegner in Sicherheit und führt ihn zu riskanten Zügen. "Der erfolgreiche Spieler ist oft auch beruflich erfolgreich", stellt Colakoglu fest.

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