Philippinen: Im Einsatz für Taifunopfer

Nach dem zerstörerischen Sturm „Haiyan“ war der Krefelder Christian Esser zehn Tage vor Ort. Die Hilfsorganisation Isar versorgte dort 1500 Patienten.

Krefeld. Über 5000 Todesopfer, hunderte Vermisste, unzählige Obdachlose und mittendrin Christian Esser. Der Krefelder Berufsfeuerwehrmann war mit der Hilfsorganisation International Search and Rescue (Isar) im Einsatz auf den Philippinen.

Fünf Tage nachdem der Taifun „Haiyan“ große Teile des Landes verwüstet hatte, trafen die 24 deutschen Hilfskräfte in Tacloban ein. „Bei der Anreise war ich für die Logistik zuständig. Medizinische Ausrüstung und Medikamente mussten mehrfach verladen werden“, berichtet Christian Esser.

Bei einem Erkundungsflug suchte er einen geeigneten Ort für das Camp. Die Situation im Katastrophengebiet kann Esser kaum beschreiben: „Es ist unwirklich, diese geballte Zerstörung. Bewusst ist man gar nicht in der Lage, das aufzunehmen. Es steht kein Stein mehr auf dem anderen, die Menschen hausen in Trümmern.“

Neben einer Kirche in Palo auf der Insel Leyte errichtete das Team einen Behandlungsplatz, in dem rund 100 Menschen pro Tag medizinisch versorgt werden konnten — gesichert vom philippinischen Militär. Danach unterstützte Esser Ärzte und Sanitäter. „Am häufigsten sind Durchfallerkrankungen und Schnittverletzungen durch herumfliegende Bleche oder andere Trümmerteile. Viele Wunden haben sich durch langes Herumwaten im Wasser stark entzündet. Wir gehen davon aus, dass die schlimmsten Verletzungen wie Quetschungen bereits zum Tode geführt hatten, als wir ankamen“, sagt der 40-jährige Rettungsassistent.

Die vielen Eindrücke lassen sich nur schwer verarbeiten. „Man nimmt erst mal alles auf wie ein Staubsauger. Da kann man gar nicht drüber nachdenken. Man hat immer den Auftrag im Kopf, das treibt einen weiter.“

Innerhalb von zehn Tagen behandelte das deutsche Isar-Team zusammen mit belgischen Kollegen der Organisation B-Fast etwa 1500 Patienten. Weil die Straßen allmählich geräumt werden, erreichen auch Verletzte aus entlegeneren Regionen das Camp. Geduldig warten sie auf ihre Behandlung. „Die Philippiner gehen mit der Situation ungewöhnlich rational um. Es gibt kein Klagen und kein Jammern. Das Leben geht weiter. Das ist ein in sich sehr starkes Volk“, betont Esser.

Für den Krefelder war es nicht der erste Auslandseinsatz. Seit 2007 ist er Isar-Mitglied, 2009 half er Erdbebenopfern in Sumatra, beim Erdbeben in Haiti 2010 koordinierte er die Aktivitäten im Lage- und Einsatzzentrum der Isar in Moers.

Für den zwölftägigen Aufenthalt in Palo wurde der Krefelder freigestellt. „Mein Dienstherr hat mich stark unterstützt, und die Kollegen aus der Wachabteilung haben ständig Mails geschickt, dass ich mir keinen Kopf machen muss. Dafür bin ich wirklich dankbar, das ist nicht selbstverständlich.“

Seit einigen Tagen ist Christian Esser zurück in Krefeld - erschöpft, aber zufrieden: „Wir waren für die schnellste Hilfe vor Ort zuständig, um die Lücke zwischen Ereignis und Nachfolgeorganisation zu schließen. Das haben wir geschafft.“ Das Camp wurde mittlerweile dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) übergeben.

In Deutschland geht die Katastrophenhilfe weiter. „Wir überlegen jetzt, was am dringendsten nötig ist. Zum Beispiel eine medizinische Station oder eine Schule, damit die Philippiner schnell wieder auf eigenen Füßen stehen können.“

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