Paul Kuhn: Ein Vorbild für jeden Jungspund

Paul Kuhn, der große alte Mann am Klavier, erhält für Charme und Können stehende Ovationen.

Krefeld. Fluch und Segen einer Karriere: Was man selbst mag, sorgt nicht für die Brötchen, die man braucht. Und wovon man sich ernähren kann, füllt einen selbst nicht aus. Was also tun?

Wenn die Ernte des Lebens eingefahren ist, wenn’s also nicht mehr darauf ankommt, kehrt man zu seinen künstlerischen Wurzeln zurück - und dann? Rennen einem - in diesem Fall - die Leute doch die Bude ein. Aber einer wie Paul Kuhn trägt es gelassen. Im komplett ausverkauften Theater sorgte der Grand Seigneur der deutschen Jazzszene mit seinem Trio für heitere Stimmung unter den Fans.

Das Gehen fällt dem 82-Jährigen schon etwas schwer. Sobald er aber am Flügel sitzt, fällt die Last des Alters von ihm ab. Mit Martin Gjakonovski (Kontrabass) und Torsten Kremer (Schlagzeug) blättert er im American Songbook und lässt unbekümmert munter Modern-Jazz-Standards über die Rampe perlen.

Swing-Klassiker sind das vor allem, das jüngste Stück ist die Bebop-Nummer "Scrapple From The Apple" aus den 40er Jahren. Seine Soli hält Kuhn kurz, dafür phrasiert seine rechte Hand im triolischen Swingmodus immer noch punktgenau und federnd.

Für zwei Lieder bittet Paulchen, wie ihn sein Fans liebevoll nennen, die Sängerin Gaby Goldberg auf die Bühne. Man hört auch ihm selbst gerne beim Singen zu, obwohl Kuhn kein Sänger ist. Seinen geringen Stimmumfang verwaltet er mit Charme.

Den erfahrenen Entertainer stellt Kuhn in knappen Ansagen unter Beweis, die Trockenheit seines Humors würde man so manchem Jungspund wünschen. Eine Zugabe des Trios erklatschte sich das Publikum mit stehenden Ovationen, mit der Jazz Swing College Band der Musikschule reiste Kuhn über die "Route 66".

40 Stände gemeinnütziger Organisationen erwarteten nach dem Konzert die Besucher. Eine bessere Zugnummer als Paul Kuhn hätte man den Veranstaltern nicht wünschen können.

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