Oldtimer-Treffen auf der Rennbahn: Unterwegs im „Brühwürfel“

Reisegefühle von einst wurden auf dem Oldtimer-Treffen lebendig – ob im Jaguar oder im DDR-Wohnwagen.

Krefeld. Nicht nur seiner kleinen quadratischen Form verdankt der schnuckelige Wohnwagen seinen Kosenamen, etwas Spott ist auch dabei. "In Notfall hätte man mit heißem Wasser aus dem Sperrholz und der Pappe einen Brei anrühren können", weiß der stolze Besitzer über die Vergangenheit und das Image seines alten Schätzchens, dem "Brühwürfel", zu erzählen. Mit seinem Gespann stößt Harald Lichtenberg auf dem Oldtimer-Treffen an der Krefelder Rennbahn schnell auf ein großes Interesse, denn der historische Anhänger überragt nun einmal die anderen Oldtimer.

Der "Weferlinger Heimstolz LC 9 - 200" ist selbst in der Menge der mehr als 100 meist edleren und chromblitzenden Fahrzeuge der besondere Blickfang. Hinter der Zahl 200 verbirgt sich schon, dass das rollende Ferienheim die Maße 200 hat - als Länge und Höhe ab Straßenniveau. Der VEB Heimstolz produzierte diese eingeschränkte Reisefreiheit 1973, aber der Anhänger sieht auf den ersten Blick älter aus. "Die DDR war eben hinterher und man nutzte einfachere Materialien."

Mit kochfestem finnischem Sperrholz und starker Pappe wurde er ausgekleidet. Daran hat Harald Lichtenberg auch nichts geändert, nur alles liebevoll wieder restauriert. Selbst beim Inventar hat er sich um das Authentische bemüht und stellt zwei Kofferradios der 50er/60er Jahre und einen alten Wecker auf das Miniregal über dem "großen" Fenster.

Auf den Tisch kommt eine kleine Vase mit Stoffblümchen und wie ein Museumsdirektor kann er auch ein Sitzkissen mit Original-Stoffbezug aus DDR-Produktion jener Zeit zeigen. Ein gruseliges Design für heutigen Geschmack - "quietschrosa"-farbene Rosen auf schwarzem Untergrund. Selbst die Reiselektüre hat er mit Sorgfalt gewählt: ein Jugendbuch "Ferienreise wie noch nie" aus dem 60er Jahren, in dem vom neuartigen Reisespaß, einer Ferienfahrt im Auto, berichtet wird.

Bei der Herkunft seines Wohnwagens lässt sich schließen, dass der "Brühwürfel" ursprünglich von der "Rennpappe" eines Trabbis gezogen wurde. Den hat Harald Lichtenberg nicht vorgespannt, aber sein Goggomobil von 1967 mit 13 PS ist da durchaus historisch korrekt.

Diese Schwäche für alte Fahrzeuge hat er von seinem Vater geerbt, der historische Kutschen sammelt. Aber noch prägender waren die Kindheitserlebnisse, als Familie Lichtenberg mit sechs Kindern im Mercedes und der "Knospe" nach Holland ans Meer fuhr. Bei diesem Wohnwagenmodell konnte man per Kurbel die 1, 50 m lange Decke auf das Doppelte auseinander bewegen und somit Platz für die Großfamilie am Tisch schaffen; Schlafplätze gab es in der "Knospe" nur für drei Personen. Die haben im "Brühwürfel" aber auch nur am Tisch gemütlich Platz.

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