Oldtimer: Am Anfang war das Kribbeln

Die WZ stellt in einer Serie seltene, betagte und extravagante Karossen vor. Als die Terlindens ihren MG-TC in Belgien entdeckten, war es Liebe auf den Blick.

Oldtimer: Am Anfang war das Kribbeln
Foto: Andreas Bischof/privat

Krefeld. Das Garagentor von Elke und Willi Terlinden ist ein Portal in die Vergangenheit — in die Zeit der frühen Automobile.

Oldtimer: Am Anfang war das Kribbeln
Foto: Bischof, Andreas (abi)

Zwei kugelrunde freistehende Scheinwerfer, die einen roten Kühlergrill umrahmen, wirken wie die Augen in einem freundlichen Gesicht.

Oldtimer: Am Anfang war das Kribbeln
Foto: Andreas Bischof/privat

Einem alten Gesicht, denn das Gesicht gehört zu einem englischen Oldtimer. Der MG-TC der Terlindens ist im Jahr 1947 gebaut worden, sein Lack in hellem Beige wirkt vornehm, die geschwungenen Formen der Karosse zeitlos schön.

ALTES EISEN AUFPOLIERT

Nicht ein Kratzer befindet sich darauf, und dunkles Bordeauxrot hebt die Sitze elegant ab. Der Wagen ist in einem tadellosen Zustand. Das Ehepaar aus Traar ist stolz auf das betagte Gefährt — im Jahr 2003 haben sie es auf einer Oldtimer-Messe im belgischen Maastricht entdeckt. „Es war wie eine Art Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Elke Terlinden. „Auf einmal kribbelt es, man ist sich innerlich im Klaren“, ergänzt Ehemann Willi.

Dabei war er vorher vor allem ein Fan alter Motorräder, hat jahrelang und häufig Treffen und Märkte rund um die motorisierten Zweiräder besucht. „Der Motorradbeiwagen meines Vaters hat mich eigentlich zu den Oldtimern gebracht“, erklärt der 67-Jährige.

„Die Wehrmacht hat damals Maschinen für den Krieg eingezogen, nur der Seitenwagen blieb übrig“. Seit Ende der 70er-Jahre widmet sich Terlinden seinem Hobby — um den Soziussitz ist seitdem wieder eine stattliche Zündapp K 500, Baujahr 1933, mit zwei Zylindern „gewachsen“.

Bei seiner Frau löste er damit zunächst eher Unmut aus: „Ich habe ihn zwar oft begleitet, wollte aber selbst auch gern fahren“, berichtet Elke Terlinden. Nach einem gescheiterten Versuch, den Führerschein zu machen, habe sie das Thema Motorradfahren für sich aber abgehakt.

So blieben die Autos, die Wahl fiel bewusst auf einen „kleinen kompakten Sportwagen aus England“, so Willi Terlinden. Die „gewaltige Firmentradition“ von MG — M steht für Morris Motors, G für Garages — habe dabei ihren Anteil gehabt. „Allerdings sind auch viele Ersatzteile schnell und relativ günstig über das Internet zu bekommen“, sagt er.

Nach einiger Zeit erfolgloser Suche stand er dann in Belgien vor ihnen: Als Exportversion war der Wagen zunächst in die USA geschifft worden, nach seiner Rückkehr war er nun vollständig restauriert nach Europa zurückgekehrt. „Ich hätte ihn am liebsten direkt mitgenommen“, sagt die 62-Jährige. Aber wir haben erst mal nur die Telefonnummer des Besitzers aufgeschrieben.

Ohne Probefahrt haben sie den MG-TC dann erstanden — und bei der ersten Fahrt direkt die Tankstelle in der Gartenstadt „überflutet“, so Terlinden.

Der ehemalige Monteur in einem Kundendienst kennt sich „mit dem Schrauben zwar ein wenig aus“, war zunächst trotzdem erschrocken. Aber nur vorübergehend: Es ist klar, dass man mit einem Fahrzeug von 1947 keinen Neuwagen besitzt — selbst, wenn er komplett restauriert wurde.

Seit sie ihren Oldtimer besitzen, besuchen die Terlindens etwa zehnmal im Jahr Oldtimertreffen, dabei sind sie schon viel herumgekommen: Auf den Nürburgring, nach Bayern, in den Schwarzwald oder ins französische Elsass.

Aber auch im Geburtsland des MG-TC sind sie bereits umhergetourt. Aufgrund des geringen Platzes im Wagen — Willi Terlinden passt mit knapp unter 1,80 Meter gerade so hinter das Steuer des Rechtslenkers — haben sie ihn auf einem Hänger nach England transportiert, so Elke Terlinden.

Beide fahren den Wagen gern und ohne Probleme — trotz der alten Technik, einer mit links zu bedienenden Schaltung oder dem weitläufigen Spiel des riesigen Lenkers. Häufig haben der Rentner und die Frühpensionärin dabei auch Begleitung — „von Freunden oder anderen Verrückten“, wie Willi Terlinden es beschreibt.

Dass es davon durchaus einige gibt, stellen die beiden seit dem Jahr 1985 regelmäßig fest. Aus Freude an ihrem Wagen und für den Austausch mit anderen Liebhabern haben sie die „Oldtimerfreunde Egelsberg“ gegründet.

„Das ist kein Verein, nur eine Interessensgemeinschaft“, sagt die 62-Jährige. Fünfmal im Jahr veranstalten sie Oldtimer-Treffen an der Krefelder Pferderennbahn. Je nach Wetter seien dabei schon bis zu 200 Fahrzeuge zusammengekommen.

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