Mount Everest im Sparpaket

Alexander Föhles ist ein Sohn des Niederrheins. In Nepal ist er „auf den Berg“ gekommen. Jetzt will er auf den Mont Blanc.

Krefeld. Drei Wochen Himalaya-Trekking mit zeitweiligem Blick auf den höchsten Berg der Erde für knapp 2000 Euro inklusive aller Flüge, Unterkünfte und Träger — da konnte der Krefelder Taxiunternehmer Alexander Föhles nicht „Nein“ sagen. Denn soviel kann man locker für einen gleich langen Urlaub auf den Kanaren loswerden. Zusammen mit zwei weiteren Krefeldern und zwölf weiteren deutschen Bergtouristen aus dem Deutschen Alpenverein kraxelte Föhles im vergangenen Jahr am Dach der Welt herum. Das hat den 42-Jährigen derart auf den Geschmack gebracht, dass er jetzt auf die Zugspitze (2962 Meter) und auf Europas höchsten Gipfel, den Mont Blanc (4810 Meter) will.

Zunächst einmal ist Alexander Föhles froh, den Flug von Kathmandu nach Lukla heil überstanden zu haben. Denn der Tensing-Hillary-Airport auf einem abrupt endenden Plateau in 2770 Meter Höhe gehört zu den gefährlichsten der Welt — im Oktober 2008 kamen dort zwölf deutsche Himalaya-Touristen bei einem Absturz ums Leben.

Alexander Föhles

Mit dem Tod konfrontiert wird die gerade in Lukla eingetroffene Gruppe auf andere Weise. „Uns kamen Träger mit zwei Bahren entgegen. Eine Person war bereits tot“. Allerdings hat Alexander Föhles nicht erfahren, was passiert war.

Ziel der Everest-Touristen mit dem Sparpaket ist das Basis-Lager in 5364 Meter Höhe. Etwa 60 Kilometer Fußmarsch liegen vor den Trekkern, ’rauf und ’runter auf Wegen, über Geröll und Eis. „Geschneit hat es aber nur in Namsche Bazar“, erinnert sich Alexander Föhles. Die Stadt in 3440 Meter Höhe bietet die letzte Gelegenheit für größere Versorgungseinkäufe.

Übernachtet wird in einfachen Lodges mit Öfen, die mit Yak-Mist gefüttert werden. „Es stinkt nach Scheiße, es ist ja auch Scheiße“, sagt der Gellep-Stratumer grinsend. Gorak-Shep, die letzte Unterkunft, ist natürlich die kälteste: Neun Grad unter Null zeigt das Thermometer morgens um fünf drinnen. „Mein Schlafsack war bis minus acht Grad empfohlen, kälter wäre nicht gegangen“, schildert Föhles die Nacht mit Wasserflasche und Zahnpasta-Tube am Körper, damit sie nicht einfrieren.

Die Höhe setzt die Blase unter Druck: „Mindestens dreimal in der Nacht musst du aufs Klo.“ Und dann ist es bitterkalt in der Hütte, denn der Mist wird in der Nacht nicht nachgelegt. Frühmorgens bastelt ein Sherpa draußen vor der Tür eine Skulptur mit gefrorenen Socken.

Höchster Punkt des sechstägigen Marsches zum Basiscamp ist allerdings Kalar Pathar, die 5550 Meter hoch gelegene Wetterstation am „Fuße“ des Mount Everest (8848 Meter). Es geht steil bergauf. Unterwegs staunt Alexander Föhles immer wieder über Einheimische, die für Cent-Beträge schwere Lasten auf dem Rücken schleppen. „Yaks können sie sich nicht leisten.“ Die angeheuerten Nepali eilen mit den 15 bis 18 Kilo schweren Rucksäcken der Trekker voraus, als gäbe es weder Last noch dünne Luft: Gleich drei Gepäckstücke hat sich jeder Sherpa umgeschnallt.

Der Marsch zur Wetterstation hat die Trekker so sehr strapaziert, dass die meisten gar nicht mehr zum Basis-Camp am Gletscher wollen, wie der 60-Jährige, der mit seinen beiden Töchtern unterwegs ist. „Schließlich sind wir zu siebt aufgebrochen, vier Frauen und drei Männer“, beschreibt Alexander Föhles den Angang. Mit dabei ist ein weiterer Krefelder: Erhard Muther. Dem dritten hat die intensive Sonneneinstrahlung eine Augeninfektion verschafft. Aber selbst das nepalesische Hausmittelchen mit Muttermilch hilft nicht. Der Mann muss in einer kleinen Klinik behandelt werden.

Zwei Wochen lang müssen die Trekker auf Fleisch und Alkohol verzichten: Gemüse, Tee und Nudelsuppe standen auf dem Speiseplan. Alexander Föhles: „Acht Kilo habe ich in den drei Wochen abgenommen.“ Der besondere Reiz des Himalaya-Trekkings? „Die Ruhe und die Aussicht.“

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