Morus: Nun kommt die Fusion

Der Kampf um die Eigenständigkeit ist gescheitert. Die neue Pfarre im Westen wird „Heiligste Dreifaltigkeit“ heißen.

Krefeld. Selbst Rom will da lieber nicht eingreifen: Und so wird die Pfarre St. Thomas Morus nun endgültig zum 1. Januar 2014 mit den Pfarren St. Elisabeth von Thüringen und St. Anna fusionieren — müssen. „Aus Rom hieß es, man wolle sich nicht in die Hoheit des Bischofs einmischen“, zeigt sich Pfarrer Günter Zorn, Thomas Morus, enttäuscht. Er hatte sich hilfesuchend an die Congregatio pro Clericis (Zentralbehörde des Vatikans) gewandt.

Damit ist das Scheitern eines rund fünf Jahre währenden Kampfes um den Erhalt der Eigenständigkeit besiegelt. „Früher hieß es, der Lehrer hat immer recht“, bemerkt Christoph Bückers, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes. In diesem Fall ist es der Bischof, der ein Machtwort gesprochen hat.

Das sorgt in Thomas Morus für Unmut, da die Schiedsstelle des Bistums eigentlich einen Kompromiss vorgeschlagen hatte. Demnach wäre eine Fusion auf 2016 verschoben worden. „Dann hätten wir mehr Zeit gehabt zusammenzuwachsen“, argumentiert Zorn. Der Bischof aber habe angeführt, er wolle die Reform zu Anfang 2013 beendet wissen, obwohl es nun doch 2014 wird. Zur Enttäuschung tragen auch die nüchternen Hinweise auf die Weisungsbefugnis des Bischofs bei, als Antwort auf verschiedene Bitten um Erklärung.

Mit keiner anderen Pfarre habe man so viel geredet wie mit Thomas Morus, sagt dagegen Pfarrer Rolf-Peter Cremer vom Generalvikariat. „Vielleicht wollte man die Erklärung auch nicht hören“, so Cremer, der zugibt, dass es für die Menschen auch nicht einfach sei, die Schritte nachzuvollziehen. Der Bischof jedenfalls werde bald 75 Jahre alt und wolle in seiner Amtszeit noch die Umstrukturierung geklärt wissen. Den Spruch der Schiedsstelle müsse er im übrigen nicht akzeptieren.

Dass aber Heinrich Mussinghoff nun auch noch St. Anna als künftige Pfarrkirche auserkoren hat, sorgt in Thomas Morus für weiteres Kopfschütteln. Diese Pfarre ist gegen den Willen der meisten Handelnden vor Ort der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Nordwest zugeschlagen worden, zu der Thomas Morus gehört. „Das zeugt nicht gerade von Fingerspitzengefühl“, sagt Zorn dazu.

Unabhängig davon arbeiten die beteiligten Gemeinden längst daran, das Unabwendbare vorzubereiten. So hat das Fusionsgremium „Heilige Dreifaltigkeit“ als Namen der künftigen Pfarre ausgewählt. Der Bischof ließ sich nicht nehmen, das Ganze noch zu steigern: „Heiligste Dreifaltigkeit“ wird es jetzt heißen. Als nächster Schritt stehen die Wahlen der Gremien an.

Hier verbirgt sich auch ein Punkt, der Bückers Bauchschmerzen bereitet: „Die Arbeit für die Ehrenamtlichen ist erheblich gestiegen.“ So wollen GdG-Rat, Kirchenvorstand und wahrscheinlich noch ein freiwilliger Gemeinderat besetzt werden. „Das sind meist die gleichen Leute, das ist zeitaufwendig.“ Dennoch regt er die Gläubigen an, sich einzusetzen. Nur so habe man Einfluss. Am Leben in der vitalen Gemeinde werde sich ohnehin nichts ändern, hoffen beide. „Das Bewusstsein dafür muss sich erhalten“, so Bückers.

Den Pfarrer werden sie allerdings verlieren. Denn Zorn muss zum Januar sein Amt niederlegen, was er nicht will. Würde er dann Pfarrvikar, wäre er für alle drei Gemeinden zuständig. Wer allerdings die Pfarre führen wird, ist noch unklar, wie auch Franz Kretschmann, Pressestelle Bistum, bestätigt. „Die Pfarrer werden zu ihren Zukunftsplänen befragt“, verspricht Cremer.

„Das wird der Pfarrer Vakant sein“, witzelt Pfarrer Paul Jansen, St. Cyriakus, angesichts des Priestermangels. Er ist derzeit Pfarradministrator an St. Anna, leitet die Pfarre seit dem Weggang von Johannes Sczyrba also quasi kommissarisch. Mit Hüls bilden die Pfarren jetzt und auch künftig die GdG Nordwest.

Jansen sieht der Fusion gelassen entgegen. Von Cyriakus aus habe man sich auch eine Gesamtfusion vorstellen können. „Aber nicht initiativ.“ Hatten sich die kleineren Gemeinden der großen Hülser Pfarre gegenüber doch ohnehin schon im Nachteil gesehen. „Vielleicht sollte auch das Bistum ein Zeichen setzen und mit gutem Beispiel voran gehen“, setzt Jansen hinzu. Immerhin leiste sich Nordrhein-Westfalen gleich fünf Bistümer. Da könne auch viel Geld gespart werden.

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