Männer in Frauenberufen - Waldorfschullehrer Thomas Sieben

Thomas Sieben ist seit 30 Jahren Grund- und Unterstufenlehrer an der Waldorfschule. Die Arbeit macht ihm auch heute noch viel Spaß.

Krefeld. Thomas Sieben ist Lehrer mit Leib und Seele. Seit 30 Jahren ist er Unterstufenlehrer an der Freien Waldorfschule in Krefeld. Bei dem Schulmodell sind die Kinder von der ersten bis zur siebten Klasse zusammen.

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat Thomas Sieben schon immer Spaß gemacht. Schon in seiner Jugend unterrichtet der frühere Leistungssportler Schwimmanfänger im Krefelder Verein SVK 72. „Das hat mir so viel Freude gemacht, dass ich dabei geblieben bin“, erzählt er. Auch bei Ferienbetreuungen von Kindern war er oft als Betreuer dabei.

Nach dem Abitur und einem Semester Jura entschied er sich für ein Studium der Geschichte und der englischen Sprache, um später als Lehrer zu arbeiten. „Ich habe gemerkt, dass das doch meine Passion ist.“ Als der Student während des Studiums von der Reformpädagogik hörte, war er davon sehr angetan. Nach Beendigung des Studiums nahm er eine Stelle an der hiesigen Waldorfschule an.

Dort ist Thomas Sieben mit zwei anderen Männern im Primarbereich deutlich in der Minderheit unter den weiblichen Lehrerinnen. „Ich fühle mich unter den Frauen aber gut aufgehoben“, bestätigt er. „Dass hier mehr Frauen als Männer arbeiten macht mir nicht. Ich finde das schön.

Bei Autothemen winken die Frauen vielleicht eher ab, ansonsten verstehen wir uns alle sehr gut und verfolgen die gleich Ziele. Ich denke allerdings, im Bereich Kindergarten und Grundschule sollte es mehr Männer geben.“ Die Kinder seinen viel auf Frauen fixiert. Immer mehr Ehen werden geschieden. Da fehle die männliche Figur in der Erziehung, so der Lehrer.

In sämtlichen unteren Klassen ist der 57-Jährige für den Englischunterricht zuständig. In manchen Klassen ist er da der einzige Mann der unterrichtet. „Ich hab das Gefühl die Kinder lernen dort besser und hören mir mehr zu. Meine dunkle Stimme ist für sie ungewohnt und inetressant.“

Im Unterschied zu Frauen schätzt er sich in manchen Dingen gelassener ein. „Ein Mann steht auch einfach anders da. Er ist größer, hat eine dunklere Stimme.“ Die Kinder sehen eine natürliche Autorität in Männern. Auch die Väter würden sich freuen, vorne einen Mann stehen zu sehen und der Lehrer freut sich über die männliche Unterstützung.

An seinem Beruf fasziniert ihn am meisten, dass er die Entwicklung der Schulkinder über viele Jahre mitverfolgen kann. „Viele Kinder kommen mich später besuchen und erzählen mir wie es ihnen ergangen ist.“ Dadurch das die Waldorfschule auch eine weiterführende Schule ist, bleiben viele Schüler noch bis zum Abitur in der Einrichtung.

„Ich habe einen Beruf, wo ich genau sehen kann was ich falsch und richtig gemacht habe“, erzählt der Vater von drei Kindern, die auch alle die Waldorfschule besuchen. So erkennt er am Verhalten der Größeren, was er bei der nächsten Klasse vielleicht anders machen kann.

Auch immer erneut Erstklässler zu unterrichten wird ihm nicht langweilig. „Man sieht bei den Kleinen schnell Ergebnisse. Ich kann mir keinen anderen Beruf für mich vorstellen“, sagt er freudig.

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