Krefelds oberster Zöllner verabschiedet sich

Reinhard Förstel, Leiter des Hauptzollamtes, geht am Mittwoch in den Ruhestand.

Krefeld. Wenn in den nächsten Wochen der Luftraum über Übach-Palenberg deutlich voller wird, hat das einen einzigen Grund: Krefelds oberster Zöllner Reinhard Förstel ist ab Mittwoch im Ruhestand und hat mehr Zeit für sein Hobby, Modellflugzeuge. Der 65 Jahre alte Regierungsdirektor hatte gestern seinen letzten Tag als Leiter des Krefelder Hauptzollamtes. Auch sein Mittelschnauzer Snoopy kann sich freuen. Für ihn gibt es jetzt längere Spaziergänge.

„Ich gehe mit einem lachenden Auge, weil ich hier eine gute Mannschaft mit guten Ergebnissen verlasse, und mit einem weinenden, weil ich gerne noch weiter gemacht hätte“, sagt der Oberfranke bedächtig. Mit Stolz verweist er darauf, dass das Hauptzollamt Krefeld mit rund 470 Mitarbeitern zu den effektivsten Betrieben der Region gehört. Es erwirtschaftete im vergangenen Jahr Einnahmen von über einer Milliarde Euro und deckte Steuerhinterziehungen in Höhe von 25 Millionen Euro auf.

Im Rückblick erinnert sich Förstel vor allem an ein Ereignis am Grenzübergang Elmpt. „Vor Jahren haben wir dort einen Mann festgenommen, der wegen Rauschgifts und falscher Papiere aufgefallen war. In Handschellen wurde er auf der Rückbank des Dienstwagens festgesetzt. Im Heck saß Diensthund Amber in seiner Box.“ Irgendwie, so schildert Förstel weiter, sei es dem Gefangenen aber gelungen, die Handschellen abzustreifen.

„Er kletterte nach vorne, fand den Zündschlüssel und fuhr los.“ Erst am nächsten Tag habe eine Frau aus Holland angerufen und gemeldet, dass ein Zollfahrzeug mit einem bellenden Hund vor ihrer Türe stehe. Förstel: „Den Mann haben wir bis heute nicht erwischt.“ Diensthund Amber sei weiterhin aktiv.

Während diese Episode eher zum Schmunzeln war, erinnert sich Förstel an einen schlimmen Vorfall an der Grenze zu einem Nachbarland. „1998 entriss bei einer Kontrolle in einem Reisbus ein Mann einem Kollegen die Dienstwaffe und erschoss damit zwei junge Zöllner.“

Förstel leitete seit Mitte 2006 das Hauptzollamt Krefeld. Es betreut mit seinen elf Standorten in Kaldenkirchen (Schwanenhaus), Mönchengladbach, Neuss und Krefeld-Uerdingen eine große Region am linken Niederrhein, zu der unter anderem die Städte Mönchengladbach, Neuss, Meerbusch, Rheinberg, Moers und Kamp-Lintfort gehören. Die Zentrale mit rund 80 Mitarbeitern hat seit sechs Jahren ihren Sitz an der Medienstraße in Fichtenhain. Vorher befand sie sich in der Innenstadt am Jungfernweg.

Der Regierungsdirektor, jetzt i.R., hat konkrete Pläne, was seine Hobbyfliegerei angeht. „Die Kollegen haben mir zum Abschied eine Anschubfinanzierung mitgegeben“, sagt er und lacht. Er will das Modell einer „Bücker 131 Jungmann“ bauen. Einen Doppeldecker der 30er Jahre mit 2,6 Metern Spannweite und einem Gewicht von 15 Kilo. Als Bauzeit setzt der Zöllner im Ruhestand rund zwei Jahre an. Danach will er eine russische „Suchoi 26 M“ in Angriff nehmen.

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