Kanon Krefelder präsentieren ihr Buch

100 Literaturempfehlungen von Bürgern der Stadt wurden in einem Kanon zusammengefasst. Am Dienstag wurde es vorgestellt, nun gibt es das Werk überall zu kaufen.

Kanon: Krefelder präsentieren ihr Buch
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Vermutlich sitzen am Dienstagabend so viele Personen wie noch nie im Atrium der Mediothek, deren Namen in einem einzigen Band steht. Es ist die Präsentation eines neuen Buches, an dem 100 Krefelder mitgewirkt haben. Der „Krefelder Kanon der Literatur“ wird in aller Öffentlichkeit erstmals aus den Kartons der Druckerei geholt.

Ein Loblied auf die große Gemeinschaftsaktion, beziehungsweise die erste Strophe singt der Hausherr und einer der Mitherausgeber des Buches Helmut Schroers. Oberbürgermeister Frank Meyer erklärt in seinem Grußwort, dass er ohne Heinrich Bölls Ansichten eines Clowns, nicht da stünde, wo er heute stehe.

Rita Mielke, ebenfalls Mitherausgeberin, plaudert kurz aus der Entstehungsgeschichte des Buches: „So schnell so viele, die mitmachten, dass man den zweiten Band hätte planen können. Ich bin beeindruckt von der Substanz, der Fülle, dem breiten Spektrum.“ Dann holt sie den Ideengeber für dieses Werk an das Rednerpult, den Essener Buchhändler Thomas Schmitz — auch ein Fan von Heinrich Böll, wie er gleich zugibt.

Ina Coelen, die dritte Mitherausgeberin, lädt drei Personen zu einer Talkrunde auf die Bühne, die ebenso an dem Projekt beteiligt waren: Professor Andrea Wanninger (Hochschule Niederrhein, Bereich Chemie), Brigitte Tietzel (ehemalige Leiterin des Deutschen Textilmuseums) und den Autor Herbert Genzmer.

Natürlich kommt zur Sprache, welches das jeweilige Lieblingsbuch ist, dass die drei vorgestellt haben. Für Genzmer ist es „Tom Sawyer“ von Mark Twain: „Das Buch ist der perfekte Einstieg, Autor zu werden — da ist alles drin.“ Wanninger schwärmt für Wilhelm Schmids „Die Fülle des Lebens“ und die hundert Wege zum Glück. Sie schätzt auch sehr, dass sich das Buch gut anfasse; von elektronischen Lesegeräten hält sie gar nichts. Bereits als Kind im dritten Schuljahr hat sie selber angefangen zu schreiben.

Die Leere und Weite der mongolischen Landschaft und die auf das Wesentliche reduzierte Lebensweise ihrer Bewohner fasziniert Tietzel in dem Buch „Der blaue Himmel“ von Galsan Tschinag. Es hat sie sogar zum persönlichen Kennenlernen des Autors und der Mongolei motiviert. Auf die Frage Coelens in die Talkrunde, ob man nicht Bedenken habe, wenn man gestehe, welches das Lieblingsbuch sei, und was man daraus interpretieren könnte, hat Tietzel eine klare Antwort: „Ich habe jede Woche ein anderes Lieblingsbuch.“ Zum Abschluss der Veranstaltung lesen vier Mitautoren eine Seite aus ihren Lieblingsbüchern. Wieder taucht Heinrich Böll auf, die „Ansichten eines Clowns“ gehören auch zur Lieblingslektüre von Werner Batzke, dem Leiter des Amtsgerichts.

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