Krefelder läuft Marathon am Mount Everest

Jörg Giesen hat an einem Wettlauf am höchsten Berg der Welt teilgenommen. Er erreichte nach knapp sieben Stunden das Ziel.

Krefeld. Rund 140 Hülser Berge müsste man aufeinanderstapeln, um die Höhe des Mount Everest zu erreichen. Aber nicht nur deshalb sind die Hänge in Hüls ein eher ungeeignetes Trainingsgelände, um für einen Marathon auf den Flanken des höchsten Bergs der Welt zu trainieren: Anders als im Himalaya gibt es in Hüls nämlich keine Yaks, die einem entgegenkommen und keine Sherpas, die einen überholen. Trotzdem hat Jörg Giesen auf seinem Hausberg trainiert: „Das war ja meine einzige Möglichkeit. Also bin ich da hoch und runter durch den Wald gelaufen.“

Obwohl der 49-Jährige bei den Vorbereitungen für den Tenzing-Hillary-Everest-Marathon einige Abstriche machen musste, mit seinem Abschneiden bei dem Lauf in Nepal ist er sehr zufrieden: „Ich wollte ’ne Sechs vorne stehen haben. Und das hab’ ich geschafft.“

Exakt sechs Stunden, 49 Minuten und 55 Sekunden hat Giesen für die 42,195 Kilometer lange Strecke gebraucht. Startpunkt war das Basislager der Bergsteiger für die Südroute auf 5364 Meter Höhe, Zielpunkt war die Sherpa-Stadt Namche Bazar auf 3446 Meter Höhe.

Und dazwischen gab es neben kreuzenden Yak-Herden vor allem Geröll — kleine Steine, große Steine und mittlere Steine. „Das macht das Laufen natürlich anstrengend. Man muss die Füße sehr koordiniert aufsetzen und deshalb ist jeder Schritt eine andere Art von Belastung.“ Gleichzeitig müsse man sich darauf konzentrieren, nicht zu stolpern: „Direkt neben dem Pfad ging es nämlich teilweise 200 oder 300 Meter runter.“

Angst vor diesen potenziell tödlichen Abgründen habe er nicht gehabt, aber Respekt: „Man stellt sich da beim Laufen drauf ein und riskiert nicht so viel.“ Die Landschaft, obwohl „gigantisch anzuschauen“, bremse einen automatisch in der Geschwindigkeit. Bei einem Straßenmarathon sei das übrigens genau umgekehrt: „Asphalt sieht ja überall gleich aus. Dafür bin ich da viel schneller.“ Die Bestzeit von Giesen — nicht nur passionierter Läufer, sondern auch Inhaber eines Laufsportgeschäfts — liegt bei zwei Stunden, 38 Minuten und stammt aus dem Jahr ’93.

Doch dieser persönliche Flachland-Rekord nutzte ihm im Gebirge nur bedingt. Der Gewinner des diesjährigen Tenzing-Hillary-Everest-Marathons hat für das Auf und Ab auf steilen Pfaden drei Stunden, 41 Minuten und 31 Sekunden gebraucht. Er heißt Phurba Tamang und ist ein Sherpa.

Die Angehörigen des einheimischen Bergvolks sind in diesem Terrain und vor allem in dieser Höhe derartig überlegen, dass sie in der Gesamtwertung des Laufs die ersten 25 Plätze belegten. Sogar zwei Frauen aus dem Volk der Sherpa konnten sich vor dem besten männlichen Ausländer, einem Amerikaner, platzieren.

Offiziell aber wurden Frauen und Männer getrennt gewertet — genau wie Sherpas und Ausländer. Alles andere, so Giesen, hätte sportlich gesehen keinen Sinn gemacht. Er selbst ist 11. männlicher Ausländer geworden. In der inoffiziellen Gesamtwertung belegte er den 60. Platz — bei insgesamt rund 150 Läufern. Damit konnte Giesen sogar einige Einheimische hinter sich lassen: „Nur Sherpa sein reicht dann doch nicht. Man muss auch rennen können.“

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