Krefelder im Clinch mit einem Eifel-Dorf

Der Bausenberg ist der am besten erhaltene Hufeisenkrater Deutschlands. Sein Eigentümer Uwe Qualmann hat Ärger mit der Politik.

Krefeld/Niederzissen. Es war schon immer eine Idylle. Bereits vor mehr als 100 Jahren war der Bausenberg in der südlichen Eifel besiedelt. Denn er gilt als besterhaltener Hufeisenkrater nördlich der Alpen — ein geologisches Schmuckstück im Herzen eines beliebten Wandergebietes. Dieser Schlund eines schlafenden Vulkans gehört einem Krefelder, dem 52 Jahre alten Uwe Qualmann.

Der hat das sieben Hektar große Grundstück mit Damwildzucht von seinem Vater geerbt. Qualmann, der sein Geld durch Aufstellen von Automaten vornehmlich in der Gastronomie („wir sind die älteste Firma der Branche in ganz Deutschland“) verdient und in der Südstadt wohnt, möchte die Gastronomie im Krater wiederbeleben, in Räumen, die bis in die 1970er Jahre als Erholungsheim dienten. Doch die Niederzissener, auf deren Gemeindefläche der Krater sich befindet, allen voran Ortsbürgermeister Johannes Bell, wollen nicht mitspielen.

Der Krefelder Nebenerwerbslandwirt mit Jagd- und Pilotenschein („ich habe ein eigenes Flugzeug“) hat eine Vergangenheit. Bei der Bundestagswahl 1998 trat er in seiner Heimatstadt gegen den damaligen Oberbürgermeister und MdB Dieter Pützhofen an — für die Republikaner, zu denen sich der Jungunternehmer nach seiner CDU-Zeit geflüchtet hatte. Pützhofen verlor knapp sein Direktmandat, ein „Verdienst“ der Republikaner.

„Aus der Politik bin ich lange raus, ich habe meinen Frieden gefunden“, sagt Uwe Qualmann heute. Und es sei eine böse Verleumdungskampagne, wenn in Niederzissen behauptet wird, er wolle im Hufeisenkrater für braune Kameraden Wochenend-Schulungen veranstalten. „Ich bin in der Gastronomie großgeworden und bleibe ihr verbunden.“ Gegenüber den örtlichen Tageszeitungen („Rhein-Zeitung“, „Generalanzeiger“) hatte Bürgermeister Bell irgendeinen politischen Bezug zum „Nein“ für eine neue Bausenberg-Gastronomie vehement dementiert.

Es gehe lediglich um die „nicht mehr genehmigungsfähige“ Inbetriebnahme der alten Dreikammer-Kläranlage. Uwe Qualmann müsse eine Abwasserleitung vom Bausenberg ans öffentliche Netz legen lassen. Qualmann empfindet das als reine Schikane. „Es müsste eine 1200 Meter lange Hochdruckleitung mit Pump-haus, Steig- und Fallleitung gebaut werden.“ Eine Schätzung der Kosten auf 250 000 Euro sei eher vorsichtig. „Es gibt Ingenieure, die sprechen von 400 000 Euro.“ Die kann er nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln.

Gegenüber der WZ drückt der Automatenaufsteller aus, was er glaubt: „Ich soll enteignet werden.“ Denn die Gemeinde Niederzissen wolle das hochinteressante Grundstück selbst vermarkten. „Der Bürgermeister hat mir 35 000 Euro für die sieben Hektar geboten. Er hat ein paar Nullen vergessen.“ Das Eifeldorf sei pleite, habe kein Geld für Investitionen. Qualmann will sich aber nicht unterkriegen lassen: „Ich habe bereits einen Architekten beauftragt.“

Der Clinch zwischen der rheinland-pfälzischen Gemeinde und dem Verein „Mensch, Kultur, Kneipe“ auf der einen, Qualmann und seiner örtlichen Partnerin, der Wirtin Johanna Gelzhäuser (Gaststätte Zum Bausenberg), auf der anderen Seite, währt nicht erst seit gestern. Anfang September 2010 kettete sich der Krefelder ans Treppengeländer im Niederzissener Rathaus an. Nach einer Stunde schloss er sich wieder frei — der Protest war eher ein Schuss nach hinten. Niederzissen hatte was zu lachen.

Den Wandertouristen ist der Zugang zum Hufeisenkrater versperrt. Ein Zaun verhindert das Betreten des Qualmannschen Refugiums. Der nimmt zähneknirschend zur Kenntnis, dass der Zaun offenbar zum Urinieren anregt. Öffnen will er ihn natürlich nicht: „Dann würden mir ja die Damtiere weglaufen.“ Deren Fleisch landet als Wildbret auf dem Teller.

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