Krefelder als Kaffeefarmer

Kurt Legner baut auf seiner Hacienda Pomarrosa in Puerto Rico die Sorte Arabica an.

Krefelder als Kaffeefarmer
Foto: Bernd Kubisch

Krefeld. Kurt Legner muss sich manchmal kneifen, damit er weiß, er träumt nicht. „Das hätte ich mir als Lehrling bei Stahlex Eisen und Stahl Export in Düsseldorf nie vorstellen können, dass ich eigenen Kaffee produziere, und noch so guten“, sagt er auf seiner Hacienda Pomarrosa in den Bergen der Insel Puerto Rico. Heute ist der Weltreisende, Geschäftsmann und Farmer 72 Jahre alt und denkt nicht an Ruhestand. „Warum auch? Das Leben ist so sehr schön.“

Früher wohnte der junge Kurt Legner bei seinen Eltern in Krefeld und vergnügte sich am Wochenende quer durchs Rheinland, vor allem in Düsseldorf. „Wegen der Freunde, der guten Kneipen und des Altbiers“, wie er sagt. „Und nicht zu vergessen: Karneval mit Altweiberfastnacht. Manchmal habe ich zur Not irgendwo auf dem Fußboden geschlafen. Es waren großartige Zeiten.“

Der Farmer wird bei Führungen durch seine Hacienda oder beim Essen von Tages- und Übernachtungsgästen aus aller Welt häufig gefragt, was ihn auf die Insel führte. Auf Spanisch, Deutsch oder Englisch erzählt er dann aus seinem Leben.

Durch Stahlex kam Legner Ende 1965 beruflich nach New York. Das war noch mit dem Schiff. Die Reise habe zwei Wochen gedauert, erinnert sich der Weltenbummler.

Nach Puerto Rico kam er schließlich durch das Unternehmen Thyssen Caribbean. Der gelernte Großhandelskaufmann machte sich später selbstständig in der Stahl-Branche und arbeitete für Kunden in Europa. „Und dann wollte ich endlich einen sehr guten Kaffee trinken.“

1992 kaufte er seine Farm und produziert seitdem mit Erfolg Kaffee der Sorte Arabica. „Bei guter Ernte pflücken wir fünf Tonnen Rohkaffee im Jahr“, erzählt Farmarbeiter Ramos Rodriguez. „Das ergibt über 4000 fund Röstkaffee der Spitzenklasse.“ Das Pfund kostet bis zu 36 Dollar.

Es ist Feierabend. Sohn Sebastian setzt sich zu seinem Vater an den Tisch im separaten und luftigen Küchen-, Grill- und Speisehaus der Hacienda. Die Sonne versinkt hinter den Bergen. „Coquiiii“ schallt es immer wieder durch die Landschaft.

Legner junior (30) muss lächeln, wenn er die verwunderten Gesichter mancher Gäste sieht, die das seltsame Geräusch des Coqui-Frosches nicht einordnen können. „Die Tiere sind so winzig, kaum zu sehen“, sagt er. „Trotzdem sind die braunen Zwerge bis zu einem Kilometer weit zu hören.“

Wenn Kurt Legner im Urlaub nach Deutschland fliegt, „buche ich oft so, dass ich den Karneval miterleben kann.“ Ist er ein glücklicher Mensch? „Ja“, antwortet der 72-Jährige wie aus der Pistole geschossen. „Meine Familie, die Freunde, die Farm, die Natur.“ Dabei zeigt er auf einen Kolibri und auf Palmen, Mandarinen-, Papaya- und Zitronengewächse sowie einen Pomarrosa-Baum. Diese Rosenapfelbäume haben der Farm ihren Namen gegeben.

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