Krefelder Aids-Koordinatorin hilft Betroffenen in Südafrika

Krefeld/Südafrika. Die Krefelder Aids-Koordinatorin Harriet Fischer war einen Monat lang in Südafrika. Nicht um dort Urlaub zu machen, sondern um vor Ort Aids-Prävention zu betreiben.

Knapp 150 000 Einwohner wohnen im Ort Tumahole, der rund 100 Kilometer entfernt von Johannesburg liegt, 40 Prozent sind HIV-positiv.

Eine gigantische Zahl im Gegensatz zu den 78 000 Deutschen, die sich mit dem tödlichen Virus infiziert haben. „Deswegen war es ein ganz anderes Arbeiten als hier in Krefeld“, sagt Fischer. „Über die Action Medeor hatte ich den Kontakt nach Tumahole gefunden“.

Hier unterstützt die Organisation aus St. Tönis ein HIV/Aids Therapie- und Beratungszentrum des Vereins Südafrika Hilfe, in dem HIV-Infizierte und an Aids erkrankte Menschen medizinisch und psychologisch betreut werden. Im kleinen Krankenhaus „Tabang Medical“ mitten in Tumahole, das von Action Medeor und vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert wird, werden unter einfachsten Bedingungen Erwachsene und Kinder mit HIV und Aids medizinisch und psychologisch betreut.

Regelmäßig sind rund 1900 Patienten in Behandlung, mit steigender Tendenz. Von morgens 8 bis nachmittags um 17 Uhr und bei Bedarf auch darüber hinaus kümmert sich das Personal um die Patienten. Die Aufnahmegespräche werden von Counsellern (geschultes afrikanisches Hilfspersonal) geführt, die nach typischen Symptomen und Beschwerden fragen, den HIV-Schnelltest durchführen und dann dem Arzt vorstellen.

Die Helfer fungieren auch oft als Dolmetscher, da viele Bewohner nur ihren Dialekt Sesotho sprechen. Selbst bei Alltagssorgen und bei bürokratischen Hürden finden die Hilfesuchenden ein offenes Ohr. Die engagierte, dort lebende und arbeitende Ärztin Dr. Almud Pollmeier und ihr Team haben alle Hände voll zu tun, um die Betroffenen medizinisch zu versorgen.

Sogenannte „Hombase Carer“ versorgen bettlägerige Patienten, ähnlich wie ein häuslicher Pflegedienst. Wenn eine ärztliche Untersuchung erforderlich ist, werden die Patienten von einem einheimischer Fahrer, selbst HIV-Positiv, in einem alten Pkw ins Krankenhaus gebracht. „Nach einem dieser Hausbesuche wurde der Ärztin von einem unglaublichen Elend eines Aidserkrankten berichtet, der alleine in einem völlig verwahrlosten und verdreckten Anbau lag “, erinnert sich Fischer.

„Das konnte ich nicht untätig mit anhören und habe mit Unterstützung der Einheimischen dort alles gereinigt und das Bett mit Matratze erneuert“, schildert sie. Diesen unendlich dankbaren Blick des Menschen, als er nach seinem eintägigen Krankenhausaufenthalt in seine Behausung zurückkehrte, vergesse ich nie“, fügt sie hinzu.

„Das ist überhaupt eine sehr prägende Erinnerung, die ich mitgebracht habe: die extreme Geduld, mit der die Menschen ihr Schicksal ertragen und die Freundlichkeit und Dankbarkeit gegenüber den Helfern.“ Aber es geht dort nicht nur um die medizinische Betreuung. Das Zentrum möchte die Lebensumstände der Betroffenen verbessern und ihnen Perspektiven bieten, beispielsweise HIV-positive Jugendliche in eine Ausbildung vermitteln.

„Es gibt dort schon ein Angebot an Seminaren, Beratungen und Jugendarbeit, wo ich mithelfen konnte“, sagt die 54-Jährige. „Unterstützen konnte ich das Team außerdem dabei, Anträge auf Finanzierung von Hilfsmaßnahmen zu stellen. Mit meinem Organisationstalent konnte ich auf diesen Gebieten die Hilfe vor Ort in Afrika entscheidend unterstützen“, resümiert Harriet Fischer.

„Einbringen konnte ich mich auch bei der Planung und Durchführung von Spendenaufrufen und bei der Erstellung von Konzepten zur Prävention für die noch nicht infizierten Frauen, um sie vor der Ansteckung zu schützen. Ebenso konnte ich Anleitungen für frühzeitige Aufklärungsarbeit in der Schule anregen und mit ausarbeiten“.

Hilfestellung brauchen dort auch die Großeltern, die oft genug die Erziehungsaufgaben für die an ihrer Aidserkrankung früh gestorbenen Eltern übernehmen müssen. Und so verging der Monat in Afrika für Harriet Fischer viel zu schnell. „Eine Bestätigung meiner Arbeit habe ich dadurch bekommen, dass Dr. Almud Pollmeier sich einen erneuten Einsatz für nächstes Jahr wünscht, und dazu bin ich gerne bereit“, stellt sie rückblickend fest.

In der Zwischenzeit versucht sie — ungeachtet ihres Einsatzes für die Aidshilfe Krefeld — auch von hier aus, die Arbeit der Südamerika Hilfe e.V und die Action Medeor nach Kräften zu unterstützen.

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