Kolpinghaus: Mit Musik viel bewirken

Im Kolpinghaus finden Jugendliche mit besonderem Erziehungsanspruch ein Zuhause.

Krefeld. Für Jugendliche, die schon eine langjährige Heimkarriere hinter sich haben, ist das Jugendwohnheim Kolpinghaus oft die letzte Adresse für eine stationäre Erziehung. Betreuer und Heimleitung kümmern sich hier mit viel Geduld und Verständnis um ausschließlich männliche Bewohner zwischen 14 und 21 Jahren, die oft schwerwiegende Probleme mit ihrem sozialen Umfeld haben. Für 15 Jugendliche bietet das Jugendheim, mitten im Zentrum Krefelds, Platz. „Ziel unserer Arbeit ist, die Jugendlichen die zu uns kommen zu verselbständigen“, sagt Annette Wiedeking, Erziehungsleiterin und stellvertretende Leiterin des Jugendheims.

Die 15 zur Verfügung stehenden Plätze sind unterteilt in zwei Gruppen. Zum einen in die Stammgruppe und zum anderen in die Verselbständigungsgruppe. „Bei der Ankunft hier im Kolpinghaus kommen die jungen Männer erst einmal in die Stammgruppe. Dort beziehen sie ein Einzelzimmer und sind für ihre Verpflegung zur Mittags- und Abendzeit selbst verantwortlich“, sagt Sozialpädagoge Carsten Müller.

Großen Wert werde allerdings auf ein gemeinsames Frühstück gelegt, das jeden Morgen stattfindet und den jungen Männern helfen soll, den Tag mit einem Ritual zu starten. In der Verselbstädigungsgruppe haben Jugendliche die Möglichkeit in einer eigenen Wohnung mit drei Zimmern zu wohnen oder in einem Einzelzimmer mit angrenzender Küche, um so den Einstieg in ein selbständiges Leben zu üben. In verschiedenen Therapie-Gruppen haben sie außerdem die Gelegenheit, die eigenen Probleme anzugehen.

„Wir haben hier feste Regeln, können aber individuell auf jeden einzelnen Jugendlichen eingehen“, erläutert Müller die Umgangsweise mit den Bewohnern. „Der kleinste Nenner wird gesucht“, ergänzt Annette Wiedeking. „Wir versuchen, dass die Jugendlichen es schaffen morgens aufzustehen und einen Tagesrhythmus bekommen.“

Die, die keine Ausbildung haben, arbeiten täglich zwei bis vier Stunden beim Hausmeister. Dass die jungen Männer schon „anspruchsvoller in der Erziehung“ sind, ist hier allen bewusst. Auch Drogen seinen ein großes Thema. Bei Bedarf stellt die Einrichtung den Kontakt zur Drogenberatung her. Den Konsum außerhalb der Einrichtung können die Mitarbeiter nicht kontrollieren. Dennoch versuchen sie mit großer Offenheit den jungen Männern gegenüber zutreten. „Nur auf dieser Ebene können wir arbeiten“, so Müller.

Für ausreichend Abwechslung stehen mehrere Angebote zur Vefügung. Neben einem Sportprogramm, kann ein Fitnessraum genutzt werden und einmal in der Woche gibt einen Musikabend an dem im hauseigenen kleinen Tonstudio Musik gemacht wird. Anschließend wird gemeinsam gekocht. „Bei gemeinsamen Mahlzeiten passiert viel“, weiß Carsten Müller.

„Die Jungs kommen in Kontakt.“ Genauso wie bei der Musik: „Sie ist das Medium mit dem wir die Leute kriegen. Das macht den Bewohnern richtig Spaß.“ Sich selbst zu beschäftigen kennen die Bewohner meist garnicht. Verständnis erfahren die Jungen hier aber in jedem Bereich: „Egal was passiert ist, wir treten den Menschen mit Wertschätzung gegenüber“, sagt Müller. „Man muss die Jungs schon mögen und das muss man auch transportieren.“

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