Kleine Märkchen erzählen große Geschichten

Nur noch wenige interessieren sich fürs Briefmarkensammeln. Dieter Backerra macht sich Sorgen um die Zukunft des Hobbys.

Krefeld. "Früher hat man sich Geschichten noch über Briefmarken erzählt. Heute erzählt das Fernsehen die Geschichten." Viel Resignation liegt in der Stimme von Dieter Backerra. Der 68-Jährige ist leidenschaftlicher Briefmarkensammler und Vorsitzender des Vereins Briefmarken und Münzsammler der SWK in Krefeld. Doch das Hobby kämpft um Nachwuchs: Der Verein hat 20 Mitglieder - vor 30 Jahren waren es noch über 100.

Backerra sammelt Briefmarken seit 1954 und ist mit seinen 68 Jahren der Jüngste in seinem Verein. Er weiß, dass das Hobby eher die ältere Generation anspricht und schmunzelt. "Einer von unseren Mitgliedern kommt zu jedem Sammlertreffen mit seinem Holzbein." Ein bisschen frischer Wind könnte dem Verein nicht schaden, ist Backerra überzeugt.

"Wir versuchen immer wieder junge Leute für das Hobby zu begeistern." Aber die nehmen in der Regel lieber das Skateboard als die Briefmarke in die Hand.

Dass sich das altehrwürdige Hobby aber auch mit den Aktivitäten der heutigen Jugend verbinden lässt, zeigt Backerras Nachbar Maximilian Mellen. Der 13-jährige Schüler bekam zu seinem sechsten Geburtstag ein Album mit Briefmarken und sammelt seitdem die kleinen Märkchen zu den Themen Weltraum, Maschinen und Tiere. Nicht selten hat Maximilian bei Backerra im Keller gesessen und stundenlang Briefmarken getauscht und bewundert.

Die Zeiten sind aber jetzt vorbei. "An den Tauschtreffen nehme ich nicht mehr teil, aber ich sammle die Marken immer noch gerne." Mit seinen Freunden kann Maximilian sein Hobby aber nicht teilen. "Mit denen spiele ich nur Fußball und so, das Briefmarkensammeln mache ich alleine." Immerhin eine Stunde pro Woche investiert der 13-Jährige noch in das Hobby.

Auch wenn das Interesse des Nachbarn an den Briefmarken stark zurückgegangen ist, wünscht sich Dieter Backerra doch mehr junge Leute wie Maximilian, die sich zumindest noch ein bisschen für Briefmarken interessieren. Als weiteres Mitglied der Sammlergilde Heinrich von Stephan hat der 68-Jährige vor drei Jahren einmal aktiv versucht, die Jugend zum Sammeln zu animieren. "Plakataktionen an Schulen haben aber nichts genutzt."

Die Deutschen hören einfach lieber Musik oder gucken Fernsehen. Das besagt auch eine Hobby-Hitliste des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft. Dabei lässt sich mit Briefmarken so einiges anstellen. Mittlerweile gibt es Duftbriefmarken, die nach Erdbeer oder Apfel riechen, Marken mit privatem Urlaubsschnappschuss oder Marken in Herzform für den Liebsten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort