Kein Bio auf Krefelds Äckern

In der Stadt gibt es keine großen Öko-Höfe, obwohl Bio-Produkte viel gekauft werden. Die Nachfrage decken Kleinstproduzenten oder Zulieferer ab.

Krefeld. In Krefeld gibt es unter den 89 bei der Landwirtschaftskammer gemeldeten Betrieben nicht einen Bio-Landwirt. Darüber hinaus sind ein Drittel dieser Betriebe kleiner als fünf Hektar — das weist die aktuelle Statistik aus dem Jahr 2010 aus. „Landwirtschaft als Nebentätigkeit oder Hobbybetriebe“, nennt das Dietmar Schäfers von der Kreisstelle Viersen der Landwirtschaftskammer NRW.

An der Bodengüte liege dies seiner Meinung nach nicht, tatsächlich sei der Anteil von Bio-Bauern im gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf eher gering. Ein Beispiel: Von 2100 Betrieben mit Rindviehzucht sind demnach gerade einmal 53 Ökobauern. Insgesamt macht der Anteil der Bio-Landwirtschaft in NRW einen Anteil von fünf Prozent aus. Als Landwirtschaftsbetrieb im Sinne der Kammer gilt, wer einen Betrieb von mindestens zwei Hektar Fläche führt — Voraussetzung um etwa Fördermittel der EU zu erlangen. Diese Größe erreichen Bio-Betriebe oft nicht.

„Es gibt in Krefeld einige Produzenten von ökologisch angebauten Waren“, sagt Katja Leendertz, Inhaberin des 1889 eröffneten Heilmannshofs in Traar. Sie selbst baut Obst und Gemüse an. „Um unseren Kunden ein Bio-Vollsortiment, mit Fleisch, Milchprodukten, Wein, Fisch, etc. anbieten zu können, müssen wir aber zukaufen.“

Den Mangel an Bio-Landwirten in der Umgebung bedauert Leendertz sehr: „Bio-Produktion hat hier aber auch einen schlechten Stand. Bis Mitte der 90er Jahre hat die Stadt noch Fördergelder verteilt, um den ökologischen Anbau zu fördern. Die Stadt sollte Landwirte unterstützen, die auf Bio umstellen wollen — etwa mit Nachlässen bei der Landpacht.“

Dass sich Bio-Produkte bei den Krefeldern seit Jahren zunehmender Beliebtheit erfreuen, bestätigt Katja Leendertz ebenso wie Elena Sieweke, die seit 2008 „Denn’s Biomarkt“ an der Uerdinger Straße betreibt. „Wir haben vor allem Stammkunden, aber auch viele neue. Unsere Waren erhalten wir von Bio-Höfen aus Kevelaer und Duisburg — auf Krefelder Produzenten würde ich aber sofort zugehen“, sagt sie.

Einen Grund für das fehlende Angebot vor Ort sieht Sieweke in den hohen Beiträgen, die ein Anbauverband für sein Zertifikat erhebt. „Das können sich viele kleine Betriebe nicht leisten“, so Sieweke.

Zahlen darüber, wie viele Gewerbe in Krefeld nicht hauptsächlich landwirtschaftliche Güter produzieren, aber mit Bio-Waren handeln, werden von der Stadt laut Presseamt nicht erhoben, Fördermaßnahmen gebe es nicht.

Der Konkurrenz ihrer Waren mit den Bio-Marken der Discount-Supermärkte sind sich Katja Leendertz und Elena Sieweke bewusst, sehen sich jedoch gut aufgestellt. Sie legen Wert auf bio-zertifizierte Zulieferer und wollen, dass ihre Waren höhere Qualität bieten, als die Anforderungen des staatlichen Bio-Siegels vorschreiben. Bio-Fleisch aus Fischeln oder Bio-Getreide aus Traar finden sich jedoch nicht im Sortiment.

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