Karnevalswochenende: Gutes Training für die Lachmuskeln

Ob närrische Eigengewächse oder Importe aus den Karnevalshochburgen — alle Vereine garantieren tolle Unterhaltung.

Krefeld. Zauberhafte jecke Kostüme erfüllen das Seidenweberhaus. Auf der eine Seite sitzt eine Gruppe Meerjungfrauen mit langen blau-grünen Locken, am nächsten Tisch haben sich Showgirls in rot-silbernen Glitzerkostümen versammelt und auf der ganz Seite applaudieren Krankenschwestern mit knallroten Perücken. Das Seidenweberhaus war am Samstag bei der Damensitzung der Karnevalssitzung der Großen Karnevalsgesellschaft Krefeld 1878 und des Damenkomitees Fidele 11 restlos ausverkauft. Knapp 1200 Frauen kreischten, feierten und schunkelten.

Nachdem die Damengarde mit einem silbernen Konfettiregen die Sitzung eröffnete, begrüßte auch Präsident Andreas Jörissen die jecken Damen im Seidenweberhaus. Bei so viel weiblicher Präsenz durften die Männerwitzchen natürlich nicht fehlen und dafür war extra Liselotte Lotterlappen nach Krefeld gekommen. Mit einem „mediterranen“ Kostümchen, bestehend aus einem grünen Rock und einem blauen glänzenden T-Shirt, zog sie gehörig über die Männerwelt her.

„Lachen macht schön, na Du lachst ja nicht so viel, oder?“, machte sie sich über einen männlichen Fotografen lustig. Vom Publikum wurde sie dafür mit lautem Lachen belohnt.

Der Höhepunkt des Abends war aber der Auftritt der Nr. Boy’s. Zwei knackige, durchtrainierte Stripper ließen zu „YMCA“ auf der Bühne die Hüllen fallen, die Damen hielt dabei fast gar nicht auf ihren Stühlen. Konkurrenz konnte dem männlichen Charme nur Showkollege Tim Toupet machen. Mit seinem Fliegerlied und jeder Menge kölschem Humor beendete der Entertainer den Abend.

Die Karnevalsgesellschaft Rosa Jecken Krefeld gibt es zwar erst seit 2001, trotzdem hat sich ihre Prunk- und Kostümsitzung schon lange einen guten Namen gemacht. So war die Sitzung auch am Samstagabend im Stadtwaldhaus mit über 500 Besuchern wieder restlos ausverkauft. Der Vorsitzende der KG Rosa Jecken, Ralf Guido Herbst Klaassen, berichtet: „Wir haben etwa 180 Mitglieder. Bei uns ist der Zusammenhalt ganz wichtig.“

Direkt nach dem Einzug des Rates sorgte der überzeugende Bauchredner Master Me mit seiner Puppe für die ersten Lacher des Abends. Ähnlich amüsant wurde es mit Mr. Feinripp, der über alle erdenklichen Vorteile von Feinrippunterwäsche philosophierte. Das Humoristen-Duo Novi ließ im Zwiegespräch kaum ein „Fettnäpfchen“ aus.

Zu später Stunde gab sich das Krefelder Prinzenpaar Toni II. und Verena I. Peeters mit ihrem Kabinett und den Begleitgarden die Ehre, den Rosa Jecken einen Besuch abzustatten. De Stroßeräuber aus Köln brachten mit ihrer Musikdarbietung Bewegung in den Saal.

Auch die drei Mädels der Kölschen Biester gaben mit Kölsch-Pop und Tanz richtig Gas. Gegen Mitternacht ließen The Wild Bobbin‘ Baboons den Rock‘n‘ Roll der fünfziger Jahre aufleben.

Karneval in Inrath ist Karneval unter Freunden, so auch bei der Sitzung des Flimm-Flämmkes-Club (FFC) am Freitagabend. Denn der FFC ist kein Verein, sondern ein großer Freundeskreis, der dank seiner zahlreichen Mitglieder das bunte und abwechslungsreiche Programm komplett selbst zusammenstellt und auf die Bühne bringt.

Den Startschuss des Abends gaben die als Löwen verkleideten Minis des FFC, die von den knapp 160 Jecken begeistert in Empfang genommen wurden. Mit ihrem Löwentanz brachten sie den Saal des Raphaelsheim schnell in Wallung. Der Auftritt der kleinsten Flimm-Flämmkes erntete tosenden Beifall und wurde mit der ersten Rakete des Abends honoriert. Mit Show und Tanz zu ihrer Westernparodie riss der Weiberstammtisch die Jecken von den Stühlen.

Der Männerstammtisch stand den Weibern in nichts nach. Die Inrather Weltuntergangsflüchtlinge gaben in glitzernden Outfits und zu den Bee Gees ihr Tanzkönnen zum Besten. Beide Auftritte kamen gut an.

Für viele Lacher sorgten die Redebeiträge an diesem Abend. Die Fantastischen Zwei und Urlauber Georg und seine Handpuppe gaben sich einen Witzabschlag der besonderen Art. Egal ob es um Tabledance, Musiker, die Tour de France oder die Lieblingstiere einer Frau geht („Nerz im Schrank, Jaguar in der Garage, Sau im Bett und ein Esel, der alles bezahlt“), selten hat Georg eine Chance gegen seinen redegewandten Kumpanen.

Ein besonderes Highlight für die Inrather ist der hohe Besuch des Krefelder Prinzenpaares Toni II. und Verena I. samt kompletter Garde.

Bei der KG Oppumer Klante pflegt man den „alten“ Karneval. „Bei uns werden 90 Prozent des Programms selber gemacht, von Leuten aus Oppum oder einem Umkreis von einem Kilometer“, erklärt der Vorsitzende Dieter Hofman. Das erweist sich auch als praktisch für den Ablauf der Galasitzung, denn man kann flexibel sein.

Da müssen die Sitzungspräsidentinnen Karin Grunenberg und Martina Hofman nicht nervös werden, wenn jemand beim „Sitzungs-Hopping“ nicht pünktlich sein kann. Großes Glockengeläute kündigt die erfolgreichen Neulinge der Session, die „Hoppeditz Singers“ an. Die eher reifen Herren mit Quetschebüggel-Begleitung waren schon auf WDR 4 zu hören und nun sorgen sie für Schwung im Pfarrsaal an der Hauptstraße.

Ihr überwiegend rheinisches Liedgut von „Trink Brüderlein, trink!“ über „Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär’“ und das Loblied auf den schönsten Platz an der Theke lockt das Publikum aus der Reserve. Die singenden „Rohdiamanten“ begeistern schon.

Heißer geht es bei den „Oppumer Butterflys“ zu. Das „auszüglich-anzügliche“ Männerballett füllt nach dem Besuch der Oberschwester Helga wieder den Saal und sorgt für einen hohen Geräuschpegel. Vom musikalischen Finale bis zum Aufräumen nach der Galasitzung — bei den Klanten sind alle dabei; das gehört zum traditionellen Feiern.

Bühne frei für den jecken Nachwuchs! Die Förderung der nächsten und übernächsten Generation aktiver Karnevalisten hat sich die GKG Lenn’sche Burgwitter 1948 e. V. ins Stammbuch geschrieben. Deshalb sorgen Erwin Lichtenberg und die „Linn’schen Burgweißer“ dafür, dass Kinder und Jugendliche den ersten Teil der Traditionssitzung in der Museumsscheune gestalten.

Nach der Devise „Lasst die Kleinen auch in anderen Vereinen auftreten“ hat man den Nachwuchs eingeladen, so auch das Prinzenpaar Felix I. und Miriam I. vom Stadtponyhof mit seinem Gefolge. Wie viel karnevalistisches Blut in ihren Adern fließt, beweisen sie gleich. Klasse ist das Solo Ihrer Lieblichkeit zu dem alten Schlager „Ich will keine Schokolade! Ich will lieber einen Mann!“

Altersbedingt kann man die Kindertanzgarde der KG Grönland schon zu den „Fortgeschrittenen“ zählen. Zwar ist hier die jüngste erst fünf, aber zu ihrem bemerkenswert synchronen Tanz gehört schon das professionelle Lächeln eines Mariechens. Nach zwei Stunden Programm räumt der hoffnungsvolle jecke Nachwuchs den Saal für die Großen.

Auch in Fischeln ging es fröhlich zu: die Karnevalsgesellschaft Fidele Ströpp 1951 feierte ihre große närrische Sitzung am Samstag traditionell im Saal Gietz an der Marienstraße. Musikalisch wurde die Veranstaltung zu Beginn vom Inrather Fanfarencorps unterstützt. „Wir sind ein kleiner, aber dafür sehr familiärer Karnevalsverein, in dem mehrere Generationen vertreten sind“, erklärt Oliver Troost, der erste Vorsitzende. Er selber ist erst 36 Jahre alt.

„Karnevalskultur ist eben nicht nur was für die älteren Semester, wie man an mir gut sieht“, so Troost. Das Programm gestalteten unter anderem die vereinseigene Tanzgarde, der zweite Vorsitzende Lothar Hanke, der mit „Ein Narr sieht alles“ humorvoll auf Missstände in Fischeln und Krefeld aufmerksam machte, und Merlin der Bauchredner. Eine weitere Besonderheit war der Dorfzirkus, bei dem alle 22 Mitglieder des Vereins animalisch verkleidet auf der Bühne mitwirkten.

Die KG Verberg 1956 e.V. präsentierte am Samstagabend in der Sporthalle am Luiter Weg „Grosses Kino“. Unter diesem Motto stand die alljährliche Kostümsitzung, zu der die Narren sich entsprechend kostümierten: Vom Piraten bis zur griechischen Göttin, alles war vertreten. Die Damen der Karnevalsgesellschaft blieben dem Motto des Abends treu und betraten als Hollywoodgrößen der 50er und 60er Jahre die Bühne. Um 20.11 Uhr eröffneten die acht Frauen in blauen, goldenen und einer roten Robe die Bühne.

Nach dem Einzug der Garde folgte die Begrüßung durch Fred Feuerstein, alias Ralf Mühlenberg, Präsident der KG Verberg. Das Kinderprinzenpaar Prinz Lars (I) und Prinzessin Luna (I) führte humoristisch in den Abend, vergab Orden und sang zwei Lieder. Dann überließen sie der Kindertanzgarde die Show. Tante Gertrud, die schrullige „Tante“ aus Limburg heizte mit Sprüchen und Liedern den Gästen ein und animierte sie zum Mitmachen. Das Publikum reagierte entsprechend, applaudierte, sang mit und forderte prompt Zugaben von ihr.

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