Karneval: Schwerstarbeit für die Bauchmuskulatur

Sechs Gesellschaften feierten an diesem Wochenende mit Spitzenprogrammen. Sie setzten dabei auf Humor und Showeinlagen.

Karneval: Schwerstarbeit für die Bauchmuskulatur
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Geballte Frauenpower im Seidenweberhaus: Stewardessen, Schlumpfinchen, Häschen und Märchenprinzessinnen regieren am Samstag den Saal. Die Damensitzung der Großen Karnevalsgesellschaft Krefeld 1878 und des Damenkomitees Fidele 11 ist restlos ausverkauft.

Über 830 Damen genießen diesen Mädelsabend der Extraklasse: Mit einer großen Lichtshow ziehen der Elferrat und der Damenelferrat ein — schon jetzt kocht die Stimmung. Zunächst wird Anita Krüger für ihre Dienste geehrt. Seit 50 Jahren ist sie für den Krefelder Karneval tätig und seit 30 Jahren Präsidentin der Fidelen 11.

Saal-Karneval: Von jecken Bienen und Schlumpfinen
43 Bilder

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Im Laufe des Abends zeigt das schöne Geschlecht, wie gut es feiern kann: Bei der Musik von De Stroßeräuber, Hätzblatt und den Krähenfeldern bleibt kaum eine auf dem Stuhl sitzen. Natürlich stattet auch das Krefelder Prinzenpaar den feierfreudigen Damen einen Besuch ab.

Die perfekt ausgeführte akrobatische Tanznummer der Großen Tanzgarde GKG Krefeld 1878 begeistert das weibliche Publikum. Auch die Lachmuskeln werden an diesem Abend strapaziert: Bauchredner Fred v. Halen gewinnt mit seinem sprechenden Affen sofort die Herzen der Damen, und auch Christian Pape erntet tosenden Applaus.

Die Herren des Thorrer Schnauzerballetts sind eine Augenweide: Sie sind dick, aber gelenkig, und stellen dies anschaulich unter Beweis — die Närrinnen sind aus dem Häuschen. Die Stimmung könnte kaum besser werden, und dennoch wird das alles noch getoppt: Dafür sorgt Ballermannsänger Olaf Henning. Er lässt die Damen das Lasso rausholen und zu Cowboys und Indianern werden.

Einen stimmungsvollen und abwechslungsreichen Abend bietet die närrische Großfamilie der Fidelen Ströpp am Samstag im Saal Gietz. Musik und Tanz stehen in dem Programm der großen närrischen Sitzung klar im Vordergrund. Doch zunächst wird Horst Esters verabschiedet: Nach 18 Jahren gibt er den Titel des Präsidenten nun an den ersten Vorsitzenden Oliver Troost weiter.

Was folgt, ist ein vierstündiges buntes Programm: Die Ströppgarden stellen ihr Können unter Beweis. Voller Konzentration und Eifer legt die Kleine Ströppgarde einen tollen Auftritt hin. Professionell, sportlich und akrobatisch ist auch der Tanz der Großen Garde. Ihre Darbietungen werden mit viel Applaus belohnt.

Hochherrschaftlicher Besuch kommt in Form des Uerdinger Prinzenpaars Hajo I. und Gaby II. vorbei. Für gute Laune sorgen im Anschluss die Mitglieder des Vereins: Als Ströpppantöffelchen zeigen sie eine unterhaltsame Grease-Nummer und nehmen die Fischelner Narren mit auf eine musikalische Weltreise.

Urkomisch wird es im Saal Gietz bei der Büttenrede von Felix Dietsch und dem Mann mit dem Koffer, gespielt von Fritz Esser.

Highlight des Abends ist im wahrsten Sinne des Wortes die Lichtshow von Ruud Kodoeder. Der Holländer zaubert faszinierende Figuren mit Neonlicht in die Dunkelheit und sorgt so für langgezogene Ohhhs und Ahhhhhs. Fidel geht die große Sitzung dann mit der Brass on Spass Band zu Ende.

Die KG Rosa Jecken Krefeld 2001 sorgt am Samstag für ein Full House im Stadtwaldhaus. Zum Einzug des sechsköpfigen Elferrats haben sich die Herren mit der Oppumer Prinzessin Rosi I. eine attraktive Quotenfrau auf die Bühne geholt.

Nach der offiziellen Begrüßung des kostümierten Publikums wird zunächst der Ehrenpreis verliehen. In diesem Jahr vergeben die Rosa Jecken zum zwölften Mal ihren Preis für Akzeptanz und Toleranz. Mit dem ehren sie Personen, Verbände und Einrichtungen, die sich für Bedürftige einsetzen. Die Eingliederungswerkstatt Krefeld-Uerdingen wird am Samstag für ihr ehrenamtliches Engagement zur Eingliederung behinderter junger Menschen in das Berufsleben ausgezeichnet.

Nach dem Auftritt des „Usjeflippten“ (Ralph Kuhn) mit seinen Erlebnissen als Ehemann und Opa wird deutlich, dass die Rosa Jecken ihre Sitzung mehr als Karnevals-Party verstehen. Musik hat eindeutig den Vorrang. Dem Alleinunterhalter Wolfgang Greifzu gelingt es locker, mit Gesang und Keyboard-Begleitung den Saal in Schwung zu bringen. Die sechs Mann vom Zollhuus Colonia schlagen mit ihrer Partymusik in dieselbe Kerbe.

Kaum ein Verschnaufpäuschen bleibt beim Auftritt des Thorrer Schnauzerballetts, der fünf Flejen, der Ruse und der Swinging Fanfares.

Mit einem rot-weißen Opening eröffnen die KG Seidenstädter 2002 am Freitagabend ihre Prunk-Kostümsitzung. Der Nachwuchs aus dem eigenen Haus — die Krefelder Seidenveilchen — sorgt für die erste Stimmungswelle im Saal des Seidenweberhauses.

So gut besucht, wie es sich die Veranstalter sicherlich gewünscht haben, ist die Sitzung diesmal nicht. Die Tische der oberen Ebene im Saal sind weggeräumt und dafür einige Stellwände als Raum füllende „Installation“ platziert. Der Stimmung tut es keinen Abbruch.

Rot-Weiß geht es weiter durch das Programm: Mit dem langen Lindwurm der Funken Rot Weiß aus Hürth-Gleuel. Damit ist das Programm im Dunstkreis des Kölner Karnevals angekommen, denn schließlich lautet die Devise für den Abend, Krefelder und Kölner Karneval zu präsentieren.

Der Feuerwehrmann Kresse alias Klaus Bömecke rollt auf Inlinern auf die Bühne. In seiner Büttenrede gibt er viel Zeitloses aus dem Eheleben und manches aus dem Alltag mit und ohne Feuerwehr zum Besten. Da stellt der Arzt bei seiner Untersuchung fest, dass er Wasser in den Beinen hätte. „Ich trinke aber nur Schnaps und Bier! Da muss beim Zähneputzen etwas durchgesickert sein!“

Für Comedy und Musik sind die drei Herren von „Blom und Blömcher“ engagiert. Als Comedy-Part wählen sie Parodien bekannter Sängerinnen und Sänger. Durch die Stimmen kommt das jedoch kaum rüber. Dank rasender Kostümwechsel wird erst optisch klar, wer gemeint ist: Marie-Luise Nikuta, Heino, Wolfgang Niedecken oder Campino. Das kostümierte Publikum ist fit in Texten und Melodien und geht schwungvoll mit.

Die Gesellschaft 1938 Krefeld-Oppum setzt bei ihrer Kostümsitzung auf ein ausgewogenes Programm. Für reichlich Gelächter sorgen im Jugendzentrum „Casablanca“ Gastredner wie das Duo S & Z aus Neuss, der lustige Rheinländer und der Flachlandtiroler. Zu Gast ist auch die Oppumer Prinzengarde samt ihrer Prinzessin Rosi I.. Ihre Lieblichkeit darf bei der Showtanzgruppe „Revolution“ die Hüften kreisen lassen. Die Tänzer begeistern das zahlreich erschienene Publikum mit ihren stilvollen 70er-Jahre Outfits und einer schweißtreibenden Tanz-Performance.

Ob „Highway To Hell“ vom rockenden Uhrwerk AC/DC oder „Beat It“ von Pop-Gott Michael Jackson — spätestens als einige Mitglieder der tanzwütigen Heinsberger die Tische stürmen, hält es niemanden mehr auf seinem Sitz.

Am Ende des Auftritts stellen dann Prinzessin Rosi I. und der Präsident der Oppumer Gesellschaft, Sascha Rülicke, gemeinsam ihr tänzerisches Talent unter Beweis. Zu den Rhythmen von „Mambo Tequila“ wird der richtige Verzehr der mexikanischen Spirituose mittels pantomimischer Gesten dargestellt.

Die Präsidentin der KG Grenztal hat bei der Haussitzung im Jugendtreff „Canapee“ gleich doppelten Grund zur Freude. Nicht nur, dass Brigitte Schommer an diesem Abend für satte 33 Jahre Mitgliedschaft und 25 Jahre davon als Präsidentin geehrt wird, sie kann auch das Krefelder Prinzenpaar Michael I. und Karin I. im bunt geschmückten Saal begrüßen. Gemeinsam schunkeln sie schwungvoll zum Lied der Session „Der Prinz von Krie-ewel is op jöck“.

„247 Kilogramm weniger!“, verkündet Prinz Michael I. schmunzelnd nach der fröhlichen Schunkelei. Als Dank für die gelungene Einlage überreicht Präsidentin Brigitte Schommer dem Prinzenpaar eine flüssige Krefelder Wegzehrung für den noch bevorstehenden langen Abend. Zum Abschied bedankt sie sich bei den Tollitäten mit den Worten: „Ihr seid ein supertolles Prinzenpaar, und euer Lied ist spitze“.

Auch nach dem Auftritt des Krefelder Prinzenpaares hat die Haussitzung der KG Grenztal viel zu bieten. Ex-Prinzessin Beate Rundholz-Schmitz erzählt humoristische Geschichten über das alltägliche Leben mit ihrer besseren Hälfte Kurt, und die frisch erweiterte kleine Garde begeistert die Zuschauer mit ihrem Tänzen. Die weiblichen Mitglieder des Vereins und die große Garde legen einen hinreißenden Charleston aufs Parkett.

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