Kinderschutzbund Integration: Hausaufgabenhilfe als Startschuss fürs Leben

Berivan Ceyhan hat es mit Unterstützung des Kinderschutzbundes bis nach Cambridge geschafft.

Kinderschutzbund: Integration: Hausaufgabenhilfe als Startschuss fürs Leben
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Vielen Kindern, die in der Schule Probleme haben oder sich nur lustlos am Unterricht beteiligen, fehlt konkrete Hilfe bei den Hausaufgaben. „Sie brauchen gezielte Förderung und einen Ansprechpartner“, sagt Ute Vogt vom Kinderschutzbund, „dann kann aus ihnen schulisch und beruflich eine Menge werden.“ So wie aus Berivan Ceyhan und ihren Geschwistern. Alle Drei haben die Hausaufgabenhilfe des Kinderschutzbundes besucht.

Kinderschutzbund: Integration: Hausaufgabenhilfe als Startschuss fürs Leben
Foto: J. Altgaßen

Lange bevor das Angebot des Offenen Ganztags in den Schulen offiziell eingeführt wurde, hatte der Kinderschutzbund in Krefeld die Notwendigkeit dieser Hilfe erkannt. „Dieses ergänzende Angebot in der Schule durch Ehrenamtliche eines freien Trägers ist außergewöhnlich gewesen“, sagt Geschäftsführer Dietmar Siegert im Rückblick.

Gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden Olaf Heimendahl und engagierten Krefelderinnen wie Ute Vogt hatte Siegert die Hausaufgabenhilfe in der Grundschule an der Felbelstraße 1988 ins Leben gerufen. Seit Mitte der 80er Jahre hatte der Kinderschutzbund Räume im nahen Bleichpfad-Hochhaus, in denen Grundschüler nach der Schule basteln konnten.

Die Ehrenamtlerinnen erkannten rasch den Bedarf. „Integration klappt besser, wenn Kinder in der Schule mitkommen, die Sprache, aber auch das Sozialverhalten untereinander lernen“, sagte Ute Vogt 1995 in einem Gespräch mit der WZ. Vorwiegend türkische wie auch ein paar russische Kinder aus dem Bleichpfadhochhaus versuchten sich damals, in der deutschen Schule zurechtzufinden.

Berivans Schwester Deniz war eine von ihnen. Während sie als älteste von insgesamt drei Geschwistern Nachhilfe durch den Kinderschutzbund erhielt, musste ihre jüngere Schwester und ihr Bruder Cihan darauf warten. „Wir hatten einfach keinen Platz“, erinnert sich Ute Vogt an die Anfänge. Das sollte sich schon bald ändern. Der Kinderschutzbund hat Schritt für Schritt sein Angebot ausgebaut und zusätzlich im damals neuen Jugendhaus der Region in der Familienbildungsstätte die im Bleichpfadhochhaus begonnene Arbeit fortgeführt. Dazu zählte auch das damalige Müttercafé.

Ute Vogt hat die Kinder und die Familie über die Jahre begleitet. Längst sei so etwas wie eine Freundschaft daraus erwachsen, erzählt sie. Mit Unterstützung durch die Hausaufgabenhilfe besuchten Berivan und Cihan das Ricarda-Huch-Gymnasium. Die ältere Schwester, Deniz, hat inzwischen ihr Fachabitur nachgeholt - und alle drei studieren. Berivan hat jetzt sogar ein zehnmonatiges Auslandsstipendium für Cambridge in der Tasche.

„Unser ehrenamtliches Angebot ist früher wie heute eins von Menschen für Menschen“, sagt die Vorsitzende Birgit August. Und es sei ein Nehmen und Geben. Die Eltern und Kinder bedankten sich, in dem sie bei den verschiedenen Veranstaltungen tatkräftig mithelfen würden.

Ute Vogt ist nach mehr als 20 Jahren in der Hausaufgabenhilfe in die Projektarbeit gewechselt. Und dennoch wird sie immer noch in der Stadt von Erwachsenen angesprochen: „Sind Sie nicht die Frau Vogt? Sie haben mit mir früher Hausaufgaben gemacht.“ Und das haben sie und ihre Kollegen anscheinend gut gemacht. Vogt: „Ich bin stolz auf die Kinder von einst, wenn ich höre, was sie heute beruflich machen oder wo sie studieren.“

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