Improvisation? Ein Kinderspiel

Am Samstag ist die Premiere eines Stückes, das Erwachsene und Kinder gemeinsam inszenieren: „Der kleine Vampir“.

Krefeld. „Du musst einfach die Augen zu machen und losfliegen!“ Leander Kersten schaut sein Gegenüber erwartungsvoll an. Im normalen Leben würde diese Aussage vielleicht ein wenig Besorgnis hervorrufen. Doch Leander befindet sich gerade auf der Bühne des Forums Corneliusfeld in St. Tönis und das auch nicht als Leander Kersten, sondern als Rüdiger von Schlotterstein. Der Zwölfjährige spielt den kleinen Vampir im gleichnamigen Stück von Angela Sommer-Bodenburg und ist in seinem Element. „Theater spielen macht total Spaß“, sagt er, auch wenn es manchmal gar nicht so einfach sei, die Regieanweisungen umzusetzen.

Regieanweisungen gibt in diesem Fall Yvonne Keßel. Die Theaterpädagogin war von Anfang an von Leander als Vampir Rüdiger überzeugt: „Leander hat ein großes Talent. Er ist ein Dynamikträger und würde das Stück auch ohne Textbuch durchspielen“, sagt sie. Ein Textbuch gab es trotzdem. 40 Seiten stark. Das bedeutete für den Schüler, viel Text zu lernen. „Die ganzen Sommerferien habe ich gelernt. Sogar im Urlaub am Strand hatte ich das Textbuch mit“, erzählt er.

Seine Lieblingsszene ist die, in der sein Theater-Bruder Lumpi ihn durch die Luft wirbelt und er auf den Boden fällt. Der Vampirbruder ist im richtigen Leben Stuntman. Denn das Besondere an diesem Theaterstück ist, dass Kinder und Erwachsene gemeinsam auf der Bühne stehen. Ein Projekt, das beiden Seiten Spaß macht. „Es ist eine absolute Bereicherung“, sagt Yvonne Keßel. Sie selbst war eine der Initiatoren dieser gemeinsamen Produktion. Die Krefelderin gibt an Schulen Theaterunterricht und hat selbst schon oft für Kinder gespielt. Dass sie bei diesem Stück „nur“ Regie führt und nicht selbst auf der Bühne steht, stimmt sie fast ein wenig wehmütig. Immerhin hält sie zusammen mit Leander die Eröffnungsrede am Samstag, wenn das Stück Premiere feiert. „Es ist einfach wunderbar. Leander ist einfach sehr schlagfertig und es gibt einen ganz natürlichen Schlagabtausch“, schwärmt sie.

Doch Leander bleibt selbstkritisch: „Es ist zwar immer ganz chillig mit den Erwachsenen und macht fun, aber es ist auch anstrengend, wenn man bei den anderen guckt, was die besser machen und was man davon lernen kann“, sagt er.

Morgen ist es dann so weit, um 17.30 Uhr beginnt die Vorstellung. Ob Leander aufgeregt ist? „Ich mach mich völlig bekloppt“, sagt er. Aber selbst wenn der Text mal nicht sitzt, Improvisation ist alles. Und das ist für den kleinen Vampir ja kein Problem.

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