Hummer an der Häkelnadel

Im Rahmen der neuen Ausstellung rund um die engen Maschen ziehen Seniorinnen des Em Cavenn ihre Fäden.

Hummer an der Häkelnadel
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Hier kommt noch ein Hummer! Ganz frisch“, verkündet Gerda Stevens und positioniert das aus farblich passender Wolle gehäkelte Tier in der trockenen Unterwasserwelt. Recht lebendig geht es vor dem Ausstellungsstück im Erdgeschoss des Textilmuseums zu, denn die Gruppe von 30 Frauen, die das gehäkelte Meeresleben geschaffen hat, findet immer wieder Gesprächsstoff.

Gerda Stevens, ehrenamtliche Mitarbeiterin vom Seniorentreff Em Cavenn, und Annette Schieck, Direktorin des Deutschen Textilmuseums, haben mit dieser museumsreifen Gemeinschaftsarbeit viele Anstöße gegeben.

Das große Korallenriff als Hauptattraktion der nächsten Ausstellung des Museums (Eröffnung am 22. Juni) hat seine Wellen bis zum Seniorentreff Em Cavenn geschlagen. Eine spontane Häkelgruppe sollte ins Leben gerufen werden und ebenso etwas für die Ausstellung schaffen. Doch erst einmal war die Resonanz mager, denn nur zwei Linnerinnen meldeten sich.

Nach einem Aufruf in der Presse fand sich schließlich die Gruppe der 30 Damen — die jüngste 53, die älteste 94 Jahre alt.

Die 88-jährige Hannelore Kösters ist schon länger im Malkreis vom Cavenn aktiv und stellt unter anderem Schirme für den Verkauf auf dem Flachsmarkt her. „Ich hatte anfangs keine Vorstellung, wie das aussehen würde. Ich habe ein Tierlexikon meines Enkels als Vorlage genommen“, erzählt sie.

Sie hatte angeblich nicht viel Zeit, da sie auch noch für den Flachsmarkt malen musste, doch eine stattliche Sammlung an Unterwasserbewohnern kam noch zusammen: Alligator, Schildkröte, Frösche, Schnecken, Muscheln, Seesterne, Seepferdchen und Steine. „Eben nur kleine Dinge.“ Hannelore Kösters wird noch weiter arbeiten, denn schließlich gibt es in dem Gemeinschaftswerk noch ein paar Lücken.

Die Begeisterung fürs Häkeln hat auch Christiane Rehbach (61 Jahre) gepackt: „Ich habe acht Stunden am Tag gehäkelt und nach drei Tagen konnte ich nicht mehr.“ Aber nach etwas Ruhe hat sie wieder zu Häkelnadel und Wolle gegriffen; jetzt plant sie sogar, ihr eigenes Riff für Zuhause zu häkeln.

Der Häkelbazillus treibt noch viele an. „Die Gruppe will nicht aufhören zu häkeln. Es sollen Projekte für einen guten Zweck sein“, meint Stevens. Nach dem Treffen im Museum geht es gleich in den Seniorentreff. „Wir fangen sofort an zu überlegen. Wir müssen das bündeln! Auf zu neuen Taten!“ Das Brehm’ sche Tierleben in gehäkelter Form wird wohl nur der Anfang einer neuen kreativen Welle unter den Seniorinnen sein; die Begeisterung und Energie scheinen noch für andere Themen zu reichen.

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