Hochschul-Projekt: Fünfmal „Ich“ im Straßenbild

Mit riesigen Buchstaben möchten Design-Studenten der Hochschule Niederrhein zum Nachdenken über Sprache anregen.

Krefeld. Es soll kein Zeichen dafür sein, dass sich Egoismus in Krefeld stärker ausgebreitet hätte oder dass man ihm ein vorübergehendes Denkmal setzen wollte. Bis zum 29. September werden in der Innenstadt an drei Stellen Variationen des Wortes „Ich“ unübersehbar auf öffentlichen Plätzen stehen.

Das „Ich“ wird in weißen, überdimensionalen Buchstaben auf dem Von-der-Leyen-Platz, an der Ecke Sankt-Anton-Straße/Von-der-Leyen-Platz und auf dem Bahnhofsplatz in den fünf Sprachen zu sehen sein, die unter den Einwohnern Krefelds am häufigsten nach dem Deutschen vertreten sind: „ben“, „io“, „ja“, „ego“ und „ik“ — also auf Türkisch, Italienisch, Polnisch, Griechisch und Niederländisch. Zitate in der jeweiligen Sprache sowie weitere Informationen sollen motivieren, sich einmal im Vorübergehen oder auch länger Gedanken um Sprache und ihre Bedeutung für andere und für sich selber zu machen.

Ein großes Zitat, das in zwei Sprachen auf jedem Wort angebracht wurde, deutet Persönliches von den eingewanderten Menschen an. Weitere, bewusst verständlich geschriebene Texte geben Denkanstöße zur Vielfalt von Sprache, zu Kommunikation, Lese- und Schreibkompetenz sowie Verständigungsschwierigkeiten.

Diese Aktion bringt ein Projekt der Hochschule Niederrhein in die Öffentlichkeit. Das Projekt „Sprachbarrieren“, das unter der Leitung von Professorin Nora Gummert-Hauser und der Diplom-Designerin Jeannette Weber und federführend von den Design-Studenten Marco Vorberg und Christof Schumacher realisiert wurde, erhielt bei einem bundesweiten Hochschulwettbewerb ein Preisgeld von 10 000 Euro. Dank dieser Auszeichnung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ließ sich die Installation auch in der gewünschten Form in die Tat umsetzen.

Der Zeitpunkt steht ebenso im Zusammenhang mit dem Bundestag der Alphabetisierung wie der Interkulturellen Woche. Dass die überdimensionalen Buchstaben der fünf „Ich“ jeweils 1,90 Meter hoch sind, hat einen ganz praktischen Grund: Damit passen sie gerade noch durch die Werkstatttüren in der Shedhalle am Campus West.

Was aus den überdimensionalen Wörtern nach ihrem kurzen öffentlichen Auftritt werden soll, ist noch völlig offen. „Wenn es ein Leben danach gäbe, wäre es schön“, meint die Design-Professorin.

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