Historische Nappo-Sammelalben: Kleine Bilder binden Kunden

Sammler entdeckt in seinem Fundus das einzige Sammelalbum aus Krefeld.

Krefeld. Werbemittel vergangener Zeiten sind das Hobby des Bockumers Peter Wagner. Er hat sie in aufblasbarer Form (wie den Nivea-Ball), als 3-D-Bildchen mit dazugehörigen Betrachtungsgeräten oder in Sammelalben gehortet. Sie sind ein Stück Historie.

Beim Umschichten seiner Schätze, die in Kennerkreisen beachtliche Preise erzielen, ist ihm das einzige je von einer Krefelder Firma auf den Markt gebrachte Sammelalbum wieder in die Hände gefallen — das „Sport-Karten-Album“ des Süßwarenherstellers Dr. Helle & Co. GmbH, anno 1928. Ende 2006 machte das Traditionsunternehmen an der Oppumer Straße dicht, 120 Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsplätze.

Nappo, die weltbekannte Raute aus zähem holländischem Nougat, wird seither von der Firma Nappo & Moritz in Kempen gefertigt und von der Pirmasenser Wawi-Group vertrieben. Der Geschäftsführer in Kempen ist übrigens derselbe wie 2006 in Krefeld: Berndt Bleser.

Wo er das rare Album mit vollständigen Bilderserien erstanden hat, weiß Peter Wagner nicht mehr. „Aber 30 Jahre lang ist es bestimmt schon in meinem Besitz“. 300 Euro ist es wert — mindestens. Das sieht man dem unscheinbaren braunen Umschlag mit goldfarbener Schrift nicht an.

1920 wurde das Süßwarenunternehmen an der Oppumer Straße gegründet. Zunächst hießt es nur „Dr. Helle“ und stellte Pfefferminzen her, später wurde es zu „Nappo Dr. Helle“. Mit der ab 1925 produzierten Nougat-Raute im Schoko-Mantel, eingehüllt in Silberpapier, begann der Siegeszug des Unternehmens.

Die Absatzstrategen im Geschäft hatten schnell erkannt, dass Sport, vor allem Fußball, ein guter Werbeträger ist — schon in den schwierigen 20er Jahren. Pfefferminz und Nougat-Raute wurden fortan gedruckte Fotos beigelegt. Die Motive: Torwart in Aktion, der Kopfball, das Deckungsspiel, das — schon damals so genannte — Dribbeln oder „regelwidriges Spiel“. Die drei Jahre vor Erscheinen der Sammelbilder eingeführte Abseitsregel war den Herausgebern wohl zu kompliziert für eine fotografische Darstellung.

Aber auch Motive aus der Leichtathlektik, vom Tennis, Rugby oder der Gymnastik sollten die Kunden bei der Stange halten, zum Kauf von Süßigkeiten animieren und gleichzeitig noch „sehr belehrend“ sein.

Der erste Deutsche, der die Absatzförderung (heute Marketing geannt) durch Sammelalben erkannte, war übrigens Franz Stollwerck (1815 bis 1876). Bereits um 1840 brachte er die „Bilder-Chocolade“ auf den Markt. Abgeschaut haben soll er sich diese Art der Kundenbindung im Pariser Kaufhaus „Au bon marché“, wo er seine Gesellenzeit verbrachte.

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