"Stück mit Flügel" heißt die Arbeit, mit der sich die Tänzerin und Choreographin gemeinsam mit ihrer Schwester Susanne jetzt im Rahmen der Schweizer Tanztage "Suisse en suite" vorstellt. Am schwarzen Flügel mit grünen Turnschuhen perlt sich Susanne Huber durch Kompositionen von Kurtag, Ligeti und Liszt, dazu eingespielte elektronische Störgeräusche - Schritte im Schnee? Einstürzende Häuser?

Musik ist die eine Reibungsfläche dieser Grundlagen befragenden Choreographie, Raum und Körper die anderen. Denn auch wenn Huber sich aus dem wie ein komischer Kokon wirkender Skimantel, man möchte sagen: entpuppt - freie Schritte, leichte, gar fliegende Bewegungen sind immer noch nicht möglich. Der Boden bleibt Hubers Bezugsort.

Verrenkungen, Verpuppungen - unglaublich wie die renommierte Choreographin ihre Hände, Beine, Arme verbiegen kann: Kuriose Käfer-Krabbeleien, kauzige Krebsgänge und vergebliche Flugversuche sind zu erkennen. Das, was als Eisgeburt begann, entwickelt sich zur naturkundlichen Exkursion. Immer wieder hat man das Gefühl, ihre Extremitäten führen ein Eigenleben - zappeln, flattern, verdrehen sich im Eigensinn. Das hat in der einzelnen Sequenzen eine hohe Intensität, verliert sich in der Dauer.

Zum Ende hin verkriecht sich Huber unterm Boden, wir sehen eine weiße, gebrochene Packeislandschaft á la Caspar David Friedrich. Dann wirft sie sich das Weiß als Mantel um und zieht daran, so als wollte sie ihren eigenen Erkundungen den Boden entziehen. Der Tanz selbst, die Beziehung von Raum, Klang und Bewegung wird bei Huber fragwürdig. Anerkennender Applaus für eine verdrehte, verrenkte, verrückte und oft faszinierende In-Frage-Stellung.