Helfen mit der Kraft des Films

Seit Jahren engagiert sich Jan Weyl für Äthiopien. Derzeit arbeitet er intensiv an einem Spielfilm, der auch ins Kino kommen soll.

Krefeld. Es gibt Erlebnisse im Leben, die verändern einfach alles. Als Jan Weyl 2005 zum ersten Mal nach Äthiopien reist, ist das so ein Erlebnis. Zwar hat er sich schon vorher intensiv mit dem ostafrikanischen Land beschäftigt, das zu den ärmsten der Welt gehört. „Aber das war eben nur Theorie“, sagt der 24-Jährige. Wenn auch ziemlich tatkräftige Theorie: Schon als Achtklässler stößt er am Moltke-Gymnasium zur AG Moltke für Afrika, die 1998 gegründet wurde. Die Gruppe sammelt unermüdlich Geld und engagiert sich für die Stiftung Menschen für Menschen, die Äthiopienhilfe Karlheinz Böhms. „Und plötzlich hatten wir 20 000 Euro zusammen“, erzählt Weyl.

Böhm kommt im Dezember 2004 persönlich ins Moltke-Gymnasium, um den Schülern für ihr Engagement zu danken. Seinen Besuch verbindet er mit einer Aufforderung: Wer Interesse hat, könnte sich ja auch selbst mal ein Bild von der Situation im Land machen.

Jan Weyl und sein Freund Nils Mokwa lassen sich nicht lange bitten. Ostern 2005 verbringen sie nicht an einem reich gedeckten Tisch im Kreis ihrer Familie, sondern zwischen Fremden, die in ärmlichen Verhältnissen leben. Unendlich weit weg von zu Hause, und das nicht nur wegen der räumlichen Distanz. Jan Weyl taucht in eine fremde Welt ein, in der die Menschen dringend Hilfe brauchen.

„In zwölf Tagen haben wir sieben der größten Projektgebiete gesehen“, erzählt Weyl. Diese Erfahrung ist für ihn so einschneidend, dass er im Dezember 2005 den Verein Moltke-Schüler für Afrika gründet. Ziel: noch konzentrierter helfen, noch mehr Spenden sammeln.

Dann kommt das Abitur, Jan Weyl verlässt das Moltke-Gymnasium im Frühjahr 2006. Neun Monate später geht er nach München, folgt seinem Traum: „Ich wollte schon immer Filmemacher werden“, sagt er. Während eines Praktikums bei Constantin Film in München hat er dann eine einschneidende Idee. Denn auch weit weg von Moltke-Schüler für Afrika lässt ihn das Land nicht los: Er will einen Film in Äthiopien drehen. Keinen Kurzfilm und keine Dokumentation. Sondern einen richtigen Spielfilm. Ins Kino will er damit, möglichst viele Menschen erreichen — mit seiner Kunst auf der einen, mit Äthiopien auf der anderen Seite.

Weyl schreibt ein Drehbuch. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Jungen Emra und Dawo im Dörfchen Ganda Abti: „Ein Ort fernab der Zivilisation“, sagt er. Inspiration liefern die Erinnerungen an Ostern 2005.

2008 reist Jan Weyl ein zweites Mal nach Äthiopien, diesmal mit seinem Freund und Kameramann Mateusz Smolka. Geplant ist eine siebenwöchige Reise, viel mehr ist auch finanziell nicht drin. „Daraus wurden dann sechs Monate“, erzählt er.

In dieser Zeit lernt er die fremde Sprache, lebt mehrere Wochen mit Kindern auf der Straße und in Ganda Abti gemeinsam mit Bauern in Lehmhütten. Parallel sucht er nach passenden Drehorten und Darstellern, recherchiert und verliebt sich in die Äthiopierin Tsegi — „Hals über Kopf“, sagt er.

Im vergangenen Sommer haben die beiden geheiratet und leben zusammen in München, wo Jan Weyl inzwischen Theaterwissenschaften studiert und sich weiter für Äthiopien engagiert. Und hartnäckig an seinem Filmprojekt arbeitet.

Dafür hat er inzwischen einige Sponsoren und Förderer gefunden — bald geht es endlich weiter: Im August soll die Vorbereitung in der Hauptstadt Addis Abeba beginnen, Ende Oktober bis Anfang Dezember wird gedreht. Und dann, irgendwann, kann die Welt „Emra und Dawo“ im Kino sehen. Und mit ihnen in eine fremde Welt eintauchen, in der die Menschen dringend Hilfe brauchen.

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