Griechen in Krefeld: „Wir sind alle in großer Sorge“

Als Folge der Wirtschaftskrise wächst die Armut in Griechenland rasant an. Landsleute in Krefeld versuchen, ihren Freunden und Verwandten zu helfen.

Krefeld. Hans-Dieter Klose schüttelt den Kopf. „Ein gravierender Anstieg der Zuwanderung aus Griechenland ist derzeit nicht festzustellen.“ Klose ist Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Gesellschaft (DGG) in Krefeld. Natürlich sei auch die tiefe Krise in der Wiege europäischer Demokratie Thema. Die rund 70 Mitglieder — Deutsche, Griechen, Deutsch-Griechen — haben bereits beachtliche Summen an die Athener Hilfsorganisation Klimaka überwiesen.

Klimaka leistet in Athen konkrete Hilfe bei Arbeits- und Obdachlosen. Deren Zahl steigt explosionsartig an. Der Anteil an hilfsbedürftigen Griechen an der Armutsgrenze stieg von drei bis vier Prozent Anfang 2010 im vergangenen Jahr auf etwa 30 Prozent. Das sind rund drei Millionen Menschen. Diese Zahl gab die Europäische Statistikbehörde (Eurostat) bekannt.

Die Zahl der Obdachlosen in der griechischen Hauptstadt Athen wird auf rund 25 000 geschätzt. Zuverlässige Statistiken zu diesem Thema gibt es nicht.

„Wir können nur Zeichen setzen, lösen können wir die Probleme nicht“, betont Hans-Dieter Klose. Der frühere Studienrat am Arndt-Gymnasium berichtet aber von der Spendenaktion bei der Summer-Street Anfang August auf der Friedrich-Ebert-Straße.

Vor dem Haus von Krimiautorin Ina Coelen, die auch Geschäftsführerin der DGG ist, wurde Geld gesammelt. Letztlich flossen daraus rund 1400 Euro für die Suppenküchen von Klimaka nach Athen.

Aber auch viele individuelle Hilfeleistungen listet der DGG-Vorsitzende auf. Eine griechische Familie aus Drama in Nordgriechenland habe ihre kranke Mutter hierher geholt, um sie in Krefeld zu pflegen. Medikamente gibt es in Griechenland nur noch gegen Barzahlung. Viele Rentner haben nach empfindlichen Kürzungen ihrer Bezüge dafür kein Geld mehr.

Derzeit leben etwa 1500 Griechen in Krefeld. Jeder von ihnen ist direkt oder indirekt von der Krise in der Heimat betroffen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob sie mit einem deutschen Pass ausgestattet sind oder nicht. Jeder lebt in Sorge um die Familien, Freunde und Bekannten am Mittelmeer.

Nikolaos Kyriakopoulos ist Beisitzer in der DGG. Er lebt mit seiner vierköpfigen Familie in Lindental. Der Kfz-Mechaniker schickt regelmäßig Geld an seine Verwandtschaft in einem Dorf nahe Olympia auf der Halbinsel Peleponnes.

„Sie haben zum Beispiel kein Geld, um Heizöl zu kaufen. Und auch in Griechenland ist es kalt im Winter.“ Viele Schulen hätten aus Ölmangel geschlossen. Nikolaos Vater ist zuckerkrank. Er braucht Insulin, das immer knapper wird.

„Ich muss mich jetzt erkundigen, ob es erlaubt ist, Insulin zu schicken“, sagt Nikolaos Kyriakopoulos.

Alexandros Ouzounis lebt mit seiner Familie im Benrader Feld. Häufig bekommt er in Anrufe aus seiner Heimat, berichtet er. „Ratsuchende junge Leute sind das. Sie wollen wissen, wie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland sind.“ Da müsse er manche Illusion zurechtrücken. Es zeichne sich ein Trend zur Auswanderung ab, sagt er. Ouzounis ist Chef beim Fußballverein FC Hellas. „Wenn jemand kommt und noch nicht gut Deutsch spricht — unsere Vereinstüre ist offen.“

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