Gemeinsam klingt es besser

Projekt: Um Wartelisten abzubauen, unterrichtet die Musikschule Kinder nun auch im Orchester. Die jungen Talente sind begeistert bei der Sache.

Krefeld. Wer in Krefeld ein Instrument lernen will, braucht zuerst weder Fingerfertigkeit noch Taktgefühl, sondern Geduld. Die Musikschule hat eine lange Warteliste. "Jahr für Jahr schieben wir 600 Schüler vor uns her", erzählt der Leiter Ralph Schürmanns. Er sucht stets nach Wegen, doch noch möglichst viele musikbegeisterte Kinder in Kursen unterzubringen.

Sein neuer Vize Jan Raderschatt hat nun die Idee der Orchesterschule nach Krefeld gebracht: Kinder von vier bis zehn Jahren lernen Kontrabass, Bratsche, Cello oder Geige nicht allein, sondern im zwölfköpfigen "Orchester", betreut von jeweils drei bis vier Musiklehrern. "Manches lernt man in der Gruppe intensiver", sagt Raderschatt. "Als Einstieg und zum Kennenlernen ist diese Form ideal." Zumal die Kinder zu mehreren oft deutlich mehr Spaß am Musizieren entwickeln. "Und wenn einer falsch spielt, greifen Gruppen-Mechanismen, die beim Lernen helfen."

Tobias Janelt (7), Musikschüler

Die Kinder und ihre Eltern nehmen das Angebot dankbar an - nicht nur, weil es besser ist, als auf der Warteliste zu stehen. "In der Gruppe können die Kinder das ganze Klangvolumen der Instrumente erleben", glaubt Gesa Dunkel, die ihre fünfjährige Tochter Hannah angemeldet hat. "Könnte gut sein, dass diese Form sie noch stärker motiviert." Tobias Janelt (7) geht es jedenfalls so. Er hat sich unter den vier möglichen Instrumenten gleich für die Geige entschieden: "Die hat so einen schönen Klang."

Neben den zwei Kinder-Orchestern an der Musikschule hat Jan Raderschatt bereits weitere Gruppen an der Montessori-Grundschule und am Fichte-Gymnasium gegründet. "Der Bedarf auch jenseits unserer Wartelisten ist enorm", betont Musikschul-Chef Ralph Schürmanns.

Umso mehr sorgt er sich um den "Schneeball-Effekt", den das Projekt auslösen könnte. Schließlich sollte der Orchester-Unterricht möglichst nach zwei bis drei Jahren in eine individuelle Förderung übergehen. "Wir haben zwar etwas Luft von der Verwaltung bekommen, aber das Stunden-Kontingent bleibt knapp", sagt Schürmanns. "Es wäre dramatisch, wenn man die Kinder begeistern würde und sie danach nicht weiter versorgen könnte."

Kontakt zur Musikschule: Ruf 59 00 11

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