Frommer Rap kommt gut an

An der Gesamtschule Kaiserplatz führt Angelika Rehaag in die Welt des Gospels ein.

Krefeld. Glaube ist uncool - das denkt sich so mancher Jugendlicher. Stimmlich etwas angekratzt, aber voller Elan überzeugt Angelika Rehaag Kinder der Gesamtschule am Kaiserplatz vom Gegenteil.

Für Rehaag selbst, die sechs Gospel-Chöre in verschiedenen Städten leitet, ist es eine Premiere, mit einem Schülerpublikum einen Workshop durchzuführen. "Das ist eine schöne Abwechslung zur Arbeit mit Erwachsenen", sagt Rehaag, die gut bei den Kindern ankommt, genauso wie die Musik - oder gerade wegen der melodischen Musik.

"Gospel soll bewegen und zum Nachdenken anregen", stellt Rehaag klar. "Da kommen auch Kirchenfremde ins Grübeln, wenn sie 100 Mal Hallelujah singen", fügt die Chorleiterin hinzu, die auf 26 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann.

Normalerweise sind die Teilnehmer in ihren Kursen mindestens 14 Jahre alt, "denn die Stimme muss für den Gospelgesang gefestigt sein", verrät Rehaag. Gospel wird teilweise sehr hoch und sehr laut gesungen - das könne bei den Stimmbändern der Kinder Schäden verursachen. Die Chorleiterin, die auch schon international auf Tournee gegangen ist, verspricht: "Darauf achte ich aber, wenn ich mit Kindern arbeite."

Auf was die Gospeldozentin, die beim Deutschen Sängerbund Chorleiter fortbildet, noch achtet, ist die Definition von Gospel: "Es ist keine Musikrichtung, sondern das, was glaubwürdig rüberkommen soll - die frohe Botschaft."

Gospel heißt nämlich übersetzt Evangelium. Gospel ist, so Rehaag, sehr verbreitet. "Es gibt unheimlich viele Kirchenchöre, die gar nicht Gospelchor genannt werden. Es geht um den Inhalt der Musik."

Was die Schüler über den einstigen Sklavengesang wissen, danach fragt sie die rund 200 Kinder aus den Stufen fünf bis 13. "Einige wissen schon aus dem Unterricht Bescheid", sagt Stefanie Schultz, Musiklehrerin an der Gesamtschule und Organisatorin des Workshops. Ein halbes Jahr Vorarbeit hat sie in den Workshop gesteckt und ist in allen Klassen gewesen, um Werbung für die Veranstaltung zu machen.

Schultz singt selbst bei Angelika Rehaag im Chor mit. Da liegt es nicht fern, auch die Schüler mit dem besonderen Gesang vertraut zu machen. Schlagworte wie "Power", "harmonischer Gesang" und "Zusammenhalt" hallen durch das Forum.

Power zeigten auch Mary und Fallon aus der Jahrgangsstufe elf, die vor Beginn der Veranstaltung mit zwei Choreografien ihre Mitschüler einstimmen, wofür sie donnernden Applaus bekommen. Die kleine Show kommt glaubwürdig ’rüber.

Kein Wunder, die beiden sind überzeugte Christen: "Daher gehört Gospel für uns einfach dazu", sagt Mary. Mit den für Gospel-Gesang typischen Talaren bekleidet, schwangen sie ihre Körper zuerst zu einem langsamen Song und dann zu "Sing Hallelujah" von Dr. Alban. Da hält es keinen Schüler mehr auf seinem Platz.

Sitzen sollen sie sowieso nicht lange - denn bevor es mit dem Singen losgeht, wärmen sie sich mit Stimmübungen und rhythmischen Schritten auf. Dass Kinder schnell lernen, davon ist die Chorleiterin überzeugt: "Nach kurzer Zeit ist sogar ein mehrstimmiges Lied kein Problem." Für den Dienstagnachmittag hat sie sich etwas Besonderes ausgedacht - das Vaterunser als Rap. Spätestens dann waren die Schüler überzeugt. Gospel kann richtig Spaß machen.

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