Flachsmarkt: Mit allen Sinnen ins Mittelalter

Mehr als 50 000 Besucher machten auf dem Handwerkermarkt am Pfingstwochenende eine Zeitreise.

Krefeld. Wenn man die Imbissbuden, das modern gekleidete Fußvolk und die Ordnungswächter mit Knopf im Ohr ausblendet, funktioniert es. Dann fühlt man sich auf dem Flachsmarkt in eine andere Zeit versetzt und kann mit allen Sinnen das Mittelalter erleben. Man riecht heißes Eisen, hört Hammerschläge, schmeckt Ruß auf der Zunge und sieht Ritter vor der malerischen Kulisse der Burg Linn auf und ab spazieren.

Die Kinder von Anke Nicolaus aus Duisburg fühlen sich vom Bonbonmacher wie magisch angezogen. Neugierig und mit leuchtenden Augen sehen Laura und Philipp Hartmut Gerhards dabei zu, wie er kleine Förmchen mit heißer Glasur einpinselt.

„Den Bonbonmacher kenne ich schon lange. Ich war schon als Kind hier auf dem Flachsmarkt. Der gehörte einfach immer dazu“, erklärt Anke Nicolaus. Ihr gefällt, dass die Kinder hier echtes Handwerk erleben können.

Warum Bonbonmacher Gerhards so gerne dabei ist, kann er gar nicht richtig antworten. „Das ist einfach mein Leben hier“, sagt er schließlich und rückt seine mit Bonbons verzierte Brille zurecht. Er ist zum 25. Mal nach Krefeld gekommen und schätzt die einzigartige Atmosphäre.

Gerhards zeigt auf seinen Arm, an dem er ein weißes Bändchen trägt: „Eigentlich müsste ich wegen Kreislaufproblemen im Krankenhaus sein, aber ich habe mich selbst entlassen. Keiner nimmt mir den Flachsmarkt.“

So wie er sind viele Handwerker seit Jahren auf dem Markt vertreten. Denis Merten aus Neu Zittau ist zum 10. Mal mit seiner Böttcherei nach Linn gereist. „Das ist fast der einzige Markt, den wir im Jahr machen. Aber es ist wie eine Sucht. Wenn ich nicht hinfahren würde, würde mir etwas fehlen“, erzählt er und schmirgelt einen Bottich glatt.

Der Markt war am Samstagmittag vom Schirmherr, Handwerkspräsident Otto Kentzler, eröffnet worden. „Hier kann man die Geschichte des Handwerks erleben“, sagte er. Auch Oberbürgermeister Gregor Kathstede war voll des Lobes: „Es ist nicht selbstverständlich, dass es Menschen gibt, die so einen großen Markt vorbereiten.“

Und der Aufwand lohnt sich: „Uns gefällt es sehr gut. Wir sind jedes Jahr hier“, sagt die Krefelderin Nicola Bouveric, während sich ihre Kinder in einer Hängematte lümmeln. An anderer Stelle sieht man Kinder, die Wäsche durch die Mangel drehen, Kerzen ziehen oder Seile herstellen.

Bereits um zehn Uhr am Samstag waren hunderte Besucher auf das Gelände geströmt. Immer wieder bildeten sich Schlangen. Wegen erhöhter Sicherheitsauflagen durften nur 300 Personen in den Innenhof.

„Die meisten nehmen das gelassen“, so Organisator Helmer Raitz von Frentz. Auch vom wechselhaften Wetter ließen sich die Besucher nicht abschrecken. Bei Regen studierten sie das Angebot eines Standes — und nach dem Guss ging es weiter durch die Mittelalter-Welt.

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