Feier für Obdachlose und Bedürftige: „Gelebte Nächstenliebe heißt unser Angebot“

Zum 39. Mal gab es im Pfarrheim St. Martin eine Feier für Obdachlose und Bedürftige. Rund 250 Gäste wurden versorgt.

Krefeld. Sicher, die Ispelsstraße ist nicht das biblische Dorf Bethlehem. Dennoch ist das Pfarrheim St. Martin für einige Krefelder ein Zufluchtsort. Viele jener, die seit nunmehr 39 Jahren am Heiligen Abend hierherkommen, haben auch schon vergeblich an viele Türen geklopft — wie Maria und Joseph vor der Geburt Jesus auf der Suche nach einer Herberge.

Die Pfarre nimmt für einige Stunden Obdachlose und Bedürftige auf und versorgt sie. Schon eine Stunde vor Öffnung bildet sich eine lange Schlange vor dem Gemeindezentrum.

„Es werden immer mehr“, stellt Achim Frangen, Leiter des Jugendzentrums Canapee im Keller des Gebäudes fest. Er hat nur 214 Plätze für Erwachsene und 34 für Kinder zu vergeben. Frangen ist zum 19. Mal bei dieser Feier dabei. Er zuckt die Schultern, wenn er gefragt wird, nach welchen Grundsätzen er die Plätze vergibt.

Mit Hans Mörchen vom Pfarrgemeinderat versucht der Organisator zu erklären: „Viele kennen wir, vielen sieht man die Bedürftigkeit an. Amtliche Bescheinigungen dafür brauchen wir in der Regel nicht.“ Finanziert wird der Nachmittag ausschließlich aus Spenden. Rund 4000 Euro müssen für Getränke, Geschenke und Lebensmitteltüten aufgebracht werden. Frangen nennt das Berufskolleg Vera Beckers, die Regenbogenschule und die Tucholsky-Gesamtschule als Hauptsponsoren. Dazu kommen die 250 Portionen Schweinebraten mit Rotkohl und Klößen, die Nordbahnhof-Gastronom Victor Furth seit vier Jahren anliefert.

Mörchen und Frangen verweisen auf zahlreiche Angebote der Gemeinde, die es das gesamte Jahr über gebe, nicht nur an Weihnachten. „Gelebte Nächstenliebe heißt unser Angebot. Die Menschen sollen das Gefühl haben, geliebt und liebevoll betreut zu werden, Gleicher unter Gleichen zu sein.“

Der Weber Walter Rütters (59) ist seit sieben Jahren ohne Arbeit und kommt zum dritten Mal. „Anfangs hatte ich Probleme hierher zu kommen. Man hat dann ja den Hartz-IV-Stempel auf der Stirn. Aber jetzt ist das schon normal.“ Der Arbeiter Klaus-Peter Zanders ist zwei Jahre jünger, hat ebenfalls keinen Job. „Ich komme hierher, weil man miteinander reden kann. Und ich versuche zu helfen, soweit es mir möglich ist.“

Zu Gast ist auch das Krefelder Prinzenpaar, Toni II. und Verena I, wobei Schlagerstar Toni Peeters mit der CD „Wir send Krieewel“ aktiv dabei ist. Drei Euro pro verkaufter CD fließen für die Sozialarbeit in die Gemeindekasse.

Bis etwa 21 Uhr dauert das Fest, für das rund 50 Helfer im Einsatz sind. Charly Niessen und Joachim Niering begleiten den Abend mit ihren Gitarren, Pfarrer Frank-Michael Mertens spricht den Weihnachtsgruß und Hildegard Wammers liest aus dem Weihnachts-Evangelium.

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