Deutscher Meister Fallschirmspringer sehen die Erde nur als Scheibe

Seit sieben Jahren springt der Uerdinger Patric Edel, in diesem Jahr wurde er Deutscher Meister.

Der Krefelder Patric Edel holte jetzt mit drei Kollegen aus Stadtlohn den Meistertitel im Vierer-Formationsspringen.

Der Krefelder Patric Edel holte jetzt mit drei Kollegen aus Stadtlohn den Meistertitel im Vierer-Formationsspringen.

Foto: Foto: Privat

Krefeld. „Auf einem Dach hätte ich Höhenangst“, sagt Patric Edel. Das ist ja eigentlich nichts Besonderes, aber für jemanden, der — wie Edel — aus 3200 Metern Höhe mit dem Fallschirm abspringt, schon. Die Erklärung liefert der 37-Jährige aus Uerdingen gleich hinterher. „Die Erde sieht dann aus wie eine Scheibe, da hat man kein Gefühl für die Höhe.“

Edel muss es wissen. Er gehört zu den besten Fallschirmspringern in Deutschland. Erst vor ein paar Wochen ist er mit drei Kollegen vom Verein Skydive Stadtlohn Deutscher Meister im Vierer-Formationsspringen geworden. Damit verbunden ist der Aufstieg in die sogenannte Offene Klasse, quasi die Bundesliga der Fallschirmspringer. Damit nicht genug. Im Sommer stellte er mit 70 Fallschirmspringer-Kollegen einen inoffiziellen Weltrekord auf. Sie sprangen aus vier verschiedenen Flugzeugen ab, um sich dann in der Luft zu einer gemeinsamen Formation zusammenzufinden.

Der bisherige Rekord lag bei 51 Personen. Vor etwas mehr als sechs Jahren hat Edel noch keinen Gedanken ans Fallschirmspringen verschwendet. Bis dahin flog er höchstens mit einem Linienflieger in den Urlaub. Doch dann, an seinem 30. Geburtstag, schenkt seine Mutter ihm einen Tandem-Sprung.

Danach ist Edel sofort fasziniert. „Nur zwei Monate später habe ich auf dem Flugplatz in Grefrath eine Ausbildung zum Fallschirmspringer begonnen“, erinnert er sich. Nach gut einem halben Jahr ist die Ausbildung beendet.

Inzwischen ist das Fallschirmspringen für Edel längst zur Leidenschaft gewonnen. „In der Luft bin ich völlig frei im Kopf und vergesse alle Sorgen“, schwärmt er. Längst startet er auch von den Flugplätzen in Marl, Soest und Stadtlohn zu seinen Ausflügen aus luftiger Höhe.

So lernt er auch die Kollegen von Skydive Stadtlohn kennen, mit denen er gemeinsam um Meisterehren kämpft. Seit zwei Jahren nimmt die Mannschaft an Wettbewerben teil, 2014 reicht es zu Platz vier in der Deutschen Meisterschaft. Bei der Vorbereitung auf die Meisterschaft machen Edel und seine Mitstreiter an vier aufeinanderfolgenden Tagen jeweils zehn Sprünge.

Dabei trainieren sie rund 50 verschiedene Figuren, aus denen bei der Meisterschaft zehn ausgelost werden. Die eigentliche Übung dauert dabei nicht mal eine Minute. Danach hängen die Springer aber noch Minuten am Fallschirm, bevor sie wieder auf der Erde landen.

Während der Saison von April bis Oktober ist der Marketingleiter fast jedes Wochenende auf dem Flugplatz und bildet auch selbst Fallschirmspringer aus. Was muss man dafür eigentlich mitbringen? „Ein sehr gutes Körpergefühl, Konzentration und Teamfähigkeit“, sagt Edel.

Auch Fitness ist gefragt. Schließlich wird der Körper nach dem Öffnen des Fallschirms in zwei bis drei Sekunden von 200 auf 30 Stundenkilometer abgebremst. Ganz billig ist das Fallschirmspringen nicht. Billiger ist da schon das Wintertraining, das in ein paar Wochen beginnt. „Dann trainieren wir einmal im Monat jeweils ein- bis eineinhalb Stunden im Windtunnel in Bottrop. Das kostet für alle vier Teammitglieder zusammen nur 14 Euro pro Minute“, erzählt Patric Edel.

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