Ex-Oberbürgermeister Hansheinz Hauser: Mit 90 ein gefragter Mann

Hauser ist noch immer ein gern gesehener Ratgeber in aktuellen politischen Fragen.

Krefeld. Es mag abgedroschen klingen: Aber, dass dieser Mann 90 wird, muss einem erst einmal gesagt werden. Hansheinz Hauser begrüßt seine Gäste an der Haustür, geleitet sie zügigen Schrittes zunächst in den liebevoll angelegten Garten. Die mit Knospen und Blüten bestückten Rosenbüsche lassen das Herz des Fotografen aufgehen — es ist das ideale Motiv.

Doch kaum sind die Bilder im Kasten, macht sich Hauser an den verwelkten Blüten zu schaffen: „Die haben ausgedient.“ Diese schon, der bald 90-Jährige dagegen nicht. Zwar hat der ehemalige Oberbürgermeister keine offiziellen Ämter mehr, doch werden sein Rat und seine Erfahrung bei den unterschiedlichsten Gremien noch geschätzt. „Ich habe keine Langeweile“, sagt Hauser und sein verschmitztes Lächeln verrät: Es ist ihm eine Lust, keine Last.

Was Wunder, schließlich war sein ganzes Leben von Arbeit und Engagement geprägt, sei es als Bäcker- und Konditormeister, als Präsident der Handwerkskammer oder als Politiker. Und zwar sehr lange: bis 1994 war er noch Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung NRW, erst 2004 legte er sein Amt als Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstages nieder.

Solch Engagement war geradezu vorgezeichnet, denn Hauser stammt aus einer politischen Familie. „Mein Großvater war schon vor dem Ersten Weltkrieg Bezirksvorsteher für die Zentrumspartei“, erklärt er. Der Vater sei bis 1933 auch Ratsmitglied gewesen — bis die Braunhemden die Macht übernahmen und für die Familie Hauser eine schwierige Zeit begann. „Mein Vater war nach dem 20. Juli 1944 in Haft.“

Was nicht verhinderte, dass nach dem Krieg gleich die Ärmel hochgekrempelt wurden. Der zerstörte Betrieb an der Hülser Straße musste wieder aufgebaut werden. Ebenso die politischen Strukturen, wobei Familie Hauser kräftig mitmischte. Der Vater gehörte zu den Gründern der CDU, war 1951 bis 1956 Oberbürgermeister, Hansheinz Hauser trat selbst 1947 in die CDU ein.

Da mag es nicht erstaunen, dass Hauser die derzeitig bröckelnde Zustimmung zur Partei mit Sorge betrachtet. Dass nun auf ein jüngeres Team gesetzt werden soll, findet seine uneingeschränkte Zustimmung. „Ich habe schon seit langem dafür plädiert“, erinnert er daran, dass er vor fünf Jahren die Kandidatur Peter Kaisers zum Parteivorsitzenden unterstützt hat. Doch er sieht auch die Probleme: Viele Ältere könnten gar nicht ausscheiden, aus Mangel an geeignetem Nachwuchs. „Das ist sicher auch ein Versäumnis, nicht rechtzeitig gegengesteuert zu haben.“

Doch woher nehmen? Denn Hauser sieht da ein generelles Problem: „Die Bereitschaft, sich für Dinge zu engagieren, ist etwas notleidend geworden“, konstatiert er und geht mit blitzenden Augen zu einem geradezu leidenschaftlichen Appell für eine bessere Politikkultur als Gegenentwurf zur Politikmüdigkeit über. Die Diskussionskultur müsse wiederbelebt, die Bereitschaft größer werden, über Parteigrenzen hinweg Lösungen zu finden — kurz: Die Politik müsse wieder näher an den Menschen rücken.

Womit ein Lieblingsthema Hausers berührt wäre: „Die Bürger fühlen sich von der Politik nicht mehr vertreten. Da gibt es zu wenige Leute, die aus dem wahren Leben kommen.“ Für Hauser ein Grund, sich weiter zu engagieren, etwa um Mittelständler, Selbständige zu motivieren, in die Politik zu gehen.

Der Terminplan wird also auch nach dem 90. Geburtstag noch ein wichtiges Utensil im Leben des ehemaligen OB bleiben. Nicht, ohne viel Raum für die Familie mit den vier Kindern und sieben Enkelkindern einzuplanen, denn so lautet ein Grundsatz Hausers: „Wenn unsere Familien nicht mehr funktionieren, kann unsere Gesellschaft auch nicht mehr funktionieren.“

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