Erinnerungen an eine tolle Zeit: Eltern bauten Spielplatz selbst

Margret Langner gehört zu denen, die 1971 ein Kinder-Paradies am Schinkenplatz geschaffen haben.

Krefeld. "Es war schon eine tolle Zeit", schwärmt Margret Langner (70), als sie sich die alten Dias wieder ansieht. Längere Zeit hat sie den Projektor nicht mehr aus dem Schrank geholt.

Doch als sie in der vergangenen Woche in der WZ von den Krefelder Spielplatzpaten las, kamen alte Erinnerungen wieder hoch - und Bilder, 38 Jahre alt, aus dem Schrank.

"Ich habe sofort zu meinem Mann gesagt: Das ist eigentlich genau das gleiche, was wir damals auch gemacht haben: auf die Kinder aufpassen, da sein, wenn sie Probleme haben. Nur haben wir uns damals noch nicht Paten genannt." Sondern einfach "Eltern, die einen Spielplatz bauen".

So stand es auf den Plakaten, die im Jahr 1971 am Bauzaun rund um das Grundstück an der Elisabethstraße 43 hingen. Denn hier liegt dann doch der entscheidende Unterschied zu den heutigen Paten: Damals bauten im Bereich rund um den Schinkenplatz etwa 30 Familien und 40 Krefelder Firmen einen ganz neuen Spielplatz.

"Alle haben mitangepackt, das war ein tolles Gemeinschaftsgefühl", erzählt Margret Langner. Erst hatte sie an ihre eigenen Kinder gedacht, damals zwischen drei und neun Jahre alt.

Doch schnell war der gesamte Bezirk zu einer großen Familie geworden. Väter bauten noch nach der Arbeit an Rutsche, Kletterseilen und "Kriechgang". Die Kinder waren so oft wie möglich dabei und probierten die neuen Geräte aus.

Viel Unterstützung kam von der Gemeinde der Stephanskirche, die heute zur Heilig-Geist-Gemeinde gehört. "Unser Pfarrer war während dem Aufbau nur mal zwischendurch zur Messe weg", erinnert sich Margret Langner. "Ich hoffe, er hat daran gedacht, die Gummistiefel auszuziehen."

Im Familienkreis der Gemeinde war die Idee zum Spielplatz entstanden. "Wir haben uns gesagt, bei uns im Bezirk fehlt etwas für Kinder. Und haben unseren Kaplan gefragt, ob er uns nicht mit dem Grundstück der Gemeinde helfen kann."

Und er konnte. Den Namen Dr. Bruno Lelieveld hat Margret Langner daher noch heute in guter Erinnerung. Genau wie viele andere, die ihr vor dem Diaprojektor wieder einfallen. Nicht zuletzt auch Firmen wie Karl Thomas, Dicke und Küsters, die mit Spenden halfen. Nach einigen Monaten war der Spielplatz fertig, noch im Jahr 1971 gab es ein großes Richtfest.

Dann ging die Arbeit erst richtig los. "Wir mussten uns um sämtliche Versicherungen kümmern", stöhnt die 70-Jährige. "Und ich habe angefangen, Listen zu schreiben, wann welche Mutter auf dem Spielplatz Aufsicht hatte."

Denn da sein musste immer jemand. Der Platz an der Elisabethstraße hatte ein eigenes Trampolin - damals etwas völlig Neues. "Wir konnten die Kinder bloß nie damit allein lassen." Schreiben musste Margret Langner alles mit der Hand. "Heute denkt man, schon verrückt, wieviel Arbeit das war", sagt sie. "Jetzt würde ich alles am Computer machen."

Doch Margret Langner machte ihren "Job" gern, genau wie die anderen - sechs Jahre lang. Dann waren die Kinder aus dem Spielplatzalter heraus und viele Familien verließen das Viertel. Auch die Langners zogen um - nach Fischeln, wo sie bis heute wohnen.

Der Spielplatz lag mehrere Jahre lang brach und ging schließlich an den Kindergarten der Gemeinde. "Es kamen keine neuen Kinder an den Schinkenplatz. Der demografische Wandel hatte wohl schon begonnen."

Margret Langner bedauert, dass die schöne Zeit zu Ende ging. Aber freut sich umso mehr, dass es heute so viele Paten gibt. Allen großen und kleinen Helfern, die sich um die Spielewelt kümmern, rät sie: Immer einen Fotoapparat mitnehmen. So können schöne Erinnerungen auch nach 38 Jahren nicht vergehen.

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