Ende einer Tradition: Der Markus-Chor ist Geschichte

Die Gemeinde hat den Neuanfang beschworen. Doch viele Sänger gehen den Weg nicht mit.

Krefeld. Nach dem großen Knall war es still in der Fischelner Markusgemeinde — zumindest äußerlich. Ernste Gespräche und böse Briefe hat es wohl gegeben, doch keinen weiteren öffentlichen Knatsch. Die neue Chorleiterin, die unter so ungünstigen Bedingungen ihren Dienst angetreten hatte, sollte eine faire Chance bekommen. Am vergangenen Sonntag hat ihr „Projektchor der Markusgemeinde“, wie man sich erzählt, einen ordentlichen Einstand gegeben.

Und doch bleibt ein bitterer Nachgeschmack dieses ganz eigenen Kapitels kirchlichen Miteinanders. Der Markus-Chor, der über Jahrzehnte fester Bestandteil der hiesigen Chorlandschaft war, ist Geschichte. Die meisten der 20 Sänger haben sich, wie Betroffene berichten, resigniert zurückgezogen. Drei bis vier sollen noch im neuen Projektchor aktiv sein.

Hintergrund ist jener Streit, der Mitte Februar an die Öffentlichkeit gelangte. Da hatten die Sänger schon wochenlang für ihren damaligen Chorleiter Karlheinz Schüffler gekämpft. Unter ihm hatte der solide Kirchenchor einen ungeahnten Aufschwung erlebt. Gleichwohl lehnte die Leitung der evangelischen Gemeinde ein dauerhaftes Engagement des Dirigenten ab. Begründung: Schüffler sei katholisch. Stattdessen wurde die 21-jährige Chorleiterin Franziska Hoesch geholt.

Ihre Premiere am vergangenen Wochenende wurde mit langem Applaus bedacht. „Wir wollen die Kirchenmusik in Fischeln bereichern“, sagt Organist Ingo Hoesch, Ehemann der neuen Dirigentin. Das Projekt sei ein bewusster Neustart gewesen, die Basis dafür sei nun gelegt.

Doch bei den Sängern des ehemaligen Markus-Chores ist viel Frust und Enttäuschung zurückgeblieben. „Viele haben sich geärgert“, sagt Feodor Naumann auf Anfrage der WZ. „Die Gemeinde hat unsere Vorstellungen einfach ignoriert.“ Die Folge ist nun genau das, was Naumann und Schüffler bereits im Februar vorhergesagt hatten: Der alte Chor bricht auseinander. „Die Sänger haben sich auf andere Chöre verteilt“, sagt Naumann. „Einige haben auch ganz aufgehört.“ Drei singen nun in der Choralschola ihres alten Dirigenten Schüffler.

Für den Projektchor blieb da nicht mehr viel übrig. Beim Konzert am Sonntag soll er mit zahlreichen Sängern aus Meerbusch aufgefüllt worden sein.

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