Einzigartiges Dokument der Stadtgeschichte

Leben: Erinnerungen des Krefelder Juden Werner Heymann sind jetzt als Buch erschienen.

Krefeld. Als einzigartiges Dokument für die Krefelder Stadtgeschichte sieht Ingrid Schupetta, die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, die Lebenserinnerungen von Werner Heymann, die jetzt als Buch erschienen sind. Der 1924 als Sohn jüdischer Eltern geborene Heymann hat Konzentrationslager überlebt, kam 1945 wieder nach Krefeld zurück und wanderte 1947 nach Chile aus - nicht ohne Heimweh nach der Stadt seiner Kindheit und mehreren Besuchen. Das Erscheinen seines Buches hat er nicht mehr erleben können - Heymann starb vor wenigen Monaten.

Er hat sie 1968 verfasst, sie enden mit der Ankunft in Chile, wo der einstige "krieewelsche Jung" von einem Onkel aufgenommen wurde. Die Aufzeichnungen des Maschinenschlossers haben Bernd Mildebrath aus dem Verein "Villa Merländer" und Ingrid Schupetta bearbeitet.

Die Suche nach Sponsoren für das 160 Seiten starke Buch mit dem Titel "Mein himmelblaues Akkordeon. Erinnerungen eines Krefelder Auschwitz-Überlebenden" hat gedauert. Der Verlag Stefan Kronsbein veröffentlicht es jetzt in 1000 Exemplaren als Band 1 der Schriften zur Entwicklung und Geschichte der Region Maas und Rhein und als Band 12 der Niederrheinischen Regionalkunde. Es ist für 15 Euro erhältlich.

Heymanns Leben war ungewollt abenteuerlich: Der Krefelder Mundart sprechende Junge wurde in der NS-Zeit schikaniert, weil er jüdische Eltern hatte. Als er während des Krieges in der Eisenbahn nach Kleve, ohne Judenstern angetroffen wurde, deportierten die Nationalsozialisten ihn und seine Mutter in die Konzentrationslager Theresienstadt und nach Auschwitz. Die Mutter starb dort, der Sohn überlebte, weil er mit seinen handwerklichen Fähigkeiten gebraucht wurde. Nach einer langwierigen Flucht ab Januar 1945 erreichte er sechs Monate später wieder Krefeld.

Ingrid Schupetta: "Heymann litt ein Leben lang unter dem Trauma, dass er durch seine leichtsinnige Bahnfahrt für den Tod seiner Mutter verantwortlich war." An der heutigen Angerhausenstraße wurde kürzliche ein "Stolperstein" für seine Mutter verlegt. Die Historikerin berichtet aus den Erinnerungen, dass es immer auch Menschen gegeben hat, die Werner Heymann unterstützt haben.

Musik, wie er sie früh spielen konnte auf einem geschenkten Akkordeon hat Werner Heymann sein Leben lang begleitet und ihm häufig geholfen - noch in Krefeld, im KZ, auf dem Schiff nach Südamerika. So war Musik für ihn stets "himmelblau", so entstand der Titel.

Mechthild Staudenmaier, die Vorsitzende des Vereins "Villa Merländer", der die Herausgabe des Buches mit 10000 Euro unterstützt, hofft, dass viele Exemplare des Buches auch in Schulen landen, um Jugendlichen ein persönliches Erleben in schwerer Zeit nahe bringen zu können.

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