Einsatz mit Bibel und Teddy

Claudia Wichmann ist eine von acht Notfallseelsorgern. Von Beruf ist die Mutter von vier Kindern Heilpraktikerin.

Krefeld. Angst hat sie vor ihrer neuen Aufgabe nicht, jedoch großen Respekt. „Jeder Fall ist anders“, weiß Claudia Wichmann. „Immer wieder werde ich mich auf die Menschen mit ihren Sorgen neu einstellen müssen.“

Mit weiteren sieben anderen Ehrenamtlern wird die 51-Jährige jetzt ihre Beauftragung als Notfallseelsorgerin erhalten. Ein Jahr intensiver Vorbereitung mit Seminaren und Hospitationen liegt hinter ihr.

Unglücke wie die Feuerwerkfabrik-Explosion im Jahr 2000 im niederländischen Enschede, mit vielen Toten und Vermissten, haben die engagierte Frau aufgerüttelt. „Ich möchte direkt und vor Ort helfen, damit es nicht erst zu Traumen, zu starken psychischen Erschütterungen, kommt.“ Das war Wichmann schon damals klar. Als dann eine Anzeige erschien, dass Notfallseelsorger gesucht werden, hat sie sich beworben und wurde genommen.

„Das erste Gespräch fand am Telefon statt“, berichtet die Heilpraktikerin. Voraussetzung für die Tätigkeit seien ein christlicher Hintergrund und dass ein Dienst rund um die Uhr möglich ist. Es wurde nachgefragt, wie das Leben bisher verlaufen ist und auch nach dem Beruf wurde gefragt.

Alle Bedingungen waren für die 51-Jährige unproblematisch. Die verheiratete Frau mit vier Kindern fügt mit einem Lächeln hinzu: „Alter und Reife sind auch vorhanden.“

Das erste Treffen fand mit den Geistlichen beider Konfessionen und drei Mitbewerbern statt. „Wir haben aus unserer Lebensgeschichte erzählt, begründet, warum wir das Ehrenamt des Notfallseelsorgers bekleiden möchten und haben uns ,beschnuppert‘.“

Schnell wurde auch klar: Das Ehrenamt, das allen Bürgern in plötzlich auftretender Not zugutekommt, sollte bekannter werden. „Nur wenige Menschen wissen, dass es diese Hilfe gibt. Andere scheuen sich noch, die Hilfe eines Notfallseelsorgers anzunehmen, weil sie nicht wissen, was dieser so macht.“

Die Notfallseelsorger können über Feuerwehr oder Polizei angefordert werden, wenn sie nicht schon direkt von den zuständigen Leitstellen hinzu gerufen werden. „Einsätze können Unfälle, Katastrophen, aber auch ganz normale Todesfälle sein.“

Ein Teddy für die Kleinen ist immer im Notfall-Rucksack dabei Es sei wichtig, auf die speziellen Bedürfnisse der Menschen in Not einzugehen und ihnen zuzuhören, berichtet Wichmann weiter. „Manchmal werden ganz einfache Dinge gewünscht wie ein Spaziergang, ein Gebet oder eine Zigarette. Ich muss aber auch darauf achten, nicht selbst in Gefahr zu geraten, die Eigensicherung muss beachtet werden.“

Die Notfallseelsorger stehen immer in Kontakt mit Feuerwehr und Polizei. „Nachfragen sind stets möglich.“ Beim Einsatz sind die ehrenamtlich tätigen Helfer an ihren lilafarbenen Westen zu erkennen. Sie tragen auch stets einen Notfallkoffer bei sich, der unter anderem mit Bibel, Teddy für die Kinder und Handschuhen bestückt ist.

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